Altmann-Bronn, Ida

Ida Altmann an Ernst Haeckel, Paris, 31. August 1905

GRAND HÔTEL DU RHÔNE

LE PLUS CENTRAL DE PARIS

5. RUE JEAN-JACQUES ROUSSEAU

À CÔTE DU LOUVRE

G. H. COUTURAT, PROP.RE

PARIS, LE 31. August 1905

Hochverehrter, teurer Herr Professor!

Hier angelangt, wurde ich von den Gesinnungsfreunden ersucht, Sie um einige Begrüßungsworte für den Montag zu bitten. Ich hatte seinerzeit hierher Bericht gegeben von dem Bescheide, den Sie die Güte hatten, mir zugehen zu lassen. Als dann trotzdem Ihr verehrter Name in den Kongreßankündigungen erschien, meinte ich, daß Professor Chauvelon von Ihnen eine Zusage erhalten hätte. Nun erfahre ich, daß dies nicht der Fall gewesen ist, und daß man hier Wünsche und Hoffnungen für Tatsachen genommen und verkündet hat. Ich nehme mir nun die Freiheit, Sie mit diesen Zeilen zu belästigen, um Sie, hochverehrter Herr Professor, zu bitten, || nicht zu glauben, daß jemand von uns Deutschen sich erlaubt hätte, eigenmächtig Ihr Kommen in Aussicht zu stellen; andrerseits aber auch, Sie zu bitten, unseren französischen Freunden nicht böse zu sein, da nur deren flammende Begeisterung für Ihr Lebenswerk sie hinriß, daß sie den Massen, denen Ihr Name wie ein heiliges Zauberwort gegen die Volksverdummung erscheint, Ihr persönliches Mitwirken am gegenwärtigen Kongreß zu verheißen wagten.

In der Hoffnung, einen Generalpardon für die französischen Kampfgenossen und auch für mich selber zu erhalten, daß ich so kühn bin, an Sie zu schreiben, begrüße ich von dieser durch so viel Großes und Erhabenes geheiligten Stätte unseren großen verehrten Lehrer

in tiefster Ehrerbietung

Ida Altmann.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
31.08.1905
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 8763
ID
8763