Editionsgeschichte

Vorläufer

Die ersten Korrespondenzen Ernst Haeckels wurden bereits zu dessen Lebzeiten und mit seiner Unterstützung veröffentlicht. Umfangreichere Briefausgaben wurden durch seine Nachlassverwalter ab 1921 besorgt. Sie enthalten jedoch kaum Gegenbriefe und bilden damit keinen Briefwechsel im eigentlichen Sinne ab. Ebenfalls in diese Zeit fällt auch die Aufnahme von Briefen Ernst Haeckels in Anthologien hervorragender Wissenschaftler. Jene frühen Ausgaben verfolgten mehr oder weniger die hagiographische Absicht, dem Naturforscher Haeckel einen Platz in der Reihe der „großen Männer der Wissenschaftsgeschichte“ zu sichern. (Vgl. u.a.: Wilhelm Bölsche: Ernst Haeckel. Ein Lebensbild. Bd. 8, Ernst Haeckel. Dresden und Leipzig 1900. aus der Reihe: Gustav Diercks (Hg.): Männer der Zeit. Lebensbilder hervorragender Persönlichkeiten der Gegenwart und der jüngsten Vergangenheit.) Dieser Absicht folgend wurden die Brieftexte zum Teil sehr stark gekürzt, an den Sprachgebrauch ihrer Zeit angeglichen und nicht selten zensiert, z.T. sogar im Wortlaut verändert. Gemeinsam ist diesen frühen Briefausgaben außerdem, dass sie trotz hoher Verbreitung fast alle ohne textkritische Apparate, Kommentare oder Indices auskommen.

Thematische Auswahleditionen nach heutigen Standards sind hauptsächlich in jüngerer Zeit, vor allem im Rahmen der Ernst-Haeckel-Haus-Studien erstellt worden. (Vgl. u.a.: Rosemarie Nöthlich (Hg.): Ernst Haeckel – Wilhelm Bölsche. Briefwechsel (1887-1919). (Ernst-Haeckel-Haus-Studien; 6/1), Berlin 2002🔗, sowie dies. (Hg.): Ernst Haeckel – Wilhelm Bölsche. Kommentarband zum Briefwechsel (1887-1919). (Ernst-Haeckel-Haus-Studien; 6/2), Berlin 2006.)🔗

Digitale Edition

Ausgangsbasis für die digitale Edition bildete das in einem Vorläuferprojekt als Findbuch erarbeitete Bestandsverzeichnis der Korrespondenzstücke (Uwe Hoßfeld/Olaf Breidbach: Haeckel-Korrespondenz: Übersicht über den Briefbestand des Ernst-Haeckel-Archivs (Ernst-Haeckel-Haus-Studien: 9), Berlin 2005🔗). Aus diesem Findbuch war zunächst ein elektronisches Repertorium im Format von FileMaker® Listen generiert worden, das eine überschaubare Anzahl von Metadaten in Erfassungsmasken nach RAK-WB Standard enthielt. Darin erfasst waren mit rund 39.000 überwiegend im Ernst-Haeckel-Haus archivierten Briefen ein großer Teil der Korrespondenz Ernst Haeckels. Aus diesem Repertorium wurde dann eine relationale SQL Datenbank erstellt, deren Modell (ERM) die logischen Relationen zwischen Briefen und Personen, Orten, Ländern und Körperschaften sowie Personen untereinander und Beziehungen zu Körperschaften abbildete. Sowohl die Entitäten selbst, als auch die relationalen Verknüpfungen (Briefe, Personen usw.) sind seitdem durch persistente Identifier eineindeutig fixiert und werden im Web Frontend ausgegeben um dort als Signatur für die Briefe bzw. als Identifier für Personen zu dienen. Seit Projektbeginn im Jahr 2013 wird das Briefrepertorium fortlaufend revidiert, erweitert, ergänzt und die Texte der darin ausgewiesenen Korrespondenzstücke transkribiert.

Seit Anfang 2014 wurde unter der Domain: www.haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de als erste Version einer Onlinedatenbank das in Teilen revidierte Repertorium der Briefe sowie eine Liste jener Autoren nebst biographischen Angaben veröffentlicht, welche zu diesem Zeitpunkt bereits genauer charakterisiert werden konnten.

Im Frühjahr 2015 konnte nach weiteren Schritten das inzwischen mit einer umfassenden Suchfunktion über alle relevanten Metadaten ausgestattete und für die Einbettung der Briefvolltexte vorbereitete Online-Repertorium publiziert werden. Zugleich wurde die Personenliste in vollem Umfang inkl. externer Verlinkung zur GND online veröffentlicht.

Nach umfangreichen Vorarbeiten war ab Anfang Mai 2018 das Web Frontend in einer komplett überarbeiteten Version online verfügbar. Sowohl die Daten der SQL Datenbank, als auch die damit persistent verknüpften Brieftexte wurden mit APACHE SOLR™ indiziert und volltextsuchbar ausgegeben. Der Indexer durchlief dabei zwei unterschiedliche Phasen. In Phase 1 wurde die SQL Datenbank angefragt und alle Einträge in den SOLR™-Index geschrieben. Hierbei wurden alle Einträge ausgewählter Felder in den Tabellen Briefe und Personen eingelesen. In Phase 2 wurden alle Briefinhalte aus den korrespondierenden Wurzeldokumenten im Index abgefragt und der aktuelle Stand ausgegeben. Die Inhalte der Datenbank und der Briefvolltexte waren in ein CMS DRUPAL™ eingebunden, das zitierfähige Permalinks anhand der persistenten Identifier für Briefe bzw. Personen ausgeben konnte. Die Inhalte wurden seitdem durch gebräuchliche Facettierung oder Facettennavigation strukturiert, bei der die Auswahl anhand von Facettenklassifikationen intuitiv beliebig eingegrenzt oder erweitert werden kann. Damit war zugleich die Funktion einer erweiterten Suche implementiert.

Seit 1. Februar 2025 ist die Online-Edition in ihrer aktuellen Fassung verfügbar, die neben verbesserter Funktionalität und Performanz noch stärker die Umsetzung der FAIR-Prinzipien (Findable - Accessible - Interoperable - Re-useable) in den Fokus nimmt.