Wilhelm Breitenbach an Ernst Haeckel, Brackwede, 18. Dezember 1904

DR. W. BREITENBACH

BRACKWEDE, 18. Dez. 1904

Sehr geehrter Herr Professor,

für die grosse Freundlichkeit, mit der Sie mich bei meinem Besuche in Jena aufgenommen haben, sage ich Ihnen meinen besten Dank. Es war mir eine aufrichtige Freude, Sie einmal wieder zu sehen und doppelt gefreut hat es mich Sie so wohlauf zu finden. Meinem Versprechen gemäss sende ich Ihnen hier den Auszug aus den Prüfungsakten über das Abiturientenexamen in Merseburg, den ich der Liebenswürdigkeit des Directors des Gymnasiums, Herrn Spreer, verdanke. Es wäre mir angenehm, wenn Sie mir das Schriftstück gelegentlich wieder zurück schicken wollten, da es später vielleicht Verwendung finden kann. Aus dem Abgangszeugnis habe ich in die neue Auflage nur die wichtigsten Stellen || aufgenommen, das ganze kann später einmal abgedruckt werden. Vielleicht wird das einliegende Blatt einige angenehme Jugenderinnerungen in Ihnen wachrufen.

Für meine Sammlung hätte ich gelegentlich gern ein Heft über die Abstammung des Menschen.

Wissen Sie nicht zufällig Jemand, der das Thema verständlich und in Ihrem Sinne bearbeiten würde? Ich gestehe offen, dass mir die kleine neue Schrift von Bölsche über den Gegenstand nicht sonderlich gefällt, auch ist sie doch zu mangelhaft illustriert. Meinen Wunsch, einmal eine Arbeit von Ihnen zu verlegen, kennen Sie und Sie werden ihn auch richtig verstehen. Vielleicht findet sich doch noch etwas passendes für meinen Verlag. Eine Darstellung Ihrer persönlichen Beziehungen zu Darwin würde z. B. grosses allgemeines Interesse erwecken, zumal wenn wenigstens ein Teil des Briefwechsels darin enthalten wäre. Es wäre || gewissermassen ein Bruchstück aus Ihren späteren umfangreichen Memoiren und die Veröffentlichung würde den letzteren keinen Abbruch thun. Wie Sie aber auch hierüber denken, ich gebe die Hoffnung noch nicht auf, meinen sehnlichen Wunsch doch noch in irgend einer Form erfüllt zu sehen.

Ich hoffe, dass Sie von dem Rheumatismus bald wieder befreit sein werden und dass auch Ihre Frau Gemahlin und Ihr Fräulein Tochter Ihre volle Gesundheit wieder erlangen werden.

Mit herzlichem Gruss verbleibe ich in alter Treue

Ihr dankbar ergebener Schüler

Dr. W. Breitenbach

Brief Metadaten

ID
6001
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
18.12.1904
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
3
Umfang Blätter
2
Format
13,8 x 21,3 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 6001
Zitiervorlage
Breitenbach, Wilhelm an Haeckel, Ernst; Brackwede; 18.12.1904; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_6001