Charlotte Haeckel an Ernst Haeckel, Potsdam, 15. September 1874

Potsdam 15/9 74.

Lieber Ernst!

Eben spät Abends erhalte ich Deinen lieben Brief. Ich hatte den ganzen Tag solche Sehnsucht von Euerem Ergehn zu hören, da bin ich nun recht dankbar, daß die Nachrichten so gut sind. Wie viel Naturgenüsse habt Ihr gehabt, ich denke, das muß Dir eine rechte Erquickung sein, und dabei die Freude, daß Deine liebe Frau alles mit Dir genießt. Auch freut es mich, daß Ihr gute Nachricht von den Kindern habt; an die ich so viel denke. Ich hoffe wenn Agnes heimkehrt, sagt sie mir wie sie das liebe kleine Volk gefunden hat. || Vorigen Sonnabend war Tante Bertha bei mir, die mir viel von Ihrera Reise erzählte. In Holland hat es ihr sehr gefallen, sowohl in Luis Haus als auch das Land; sie waren auch in Amsterdam, Hag etc. gewesen. Bei ihrer Erzählung dachte ich viel an Dich, da Du bei allen Reisen nie nach Holland gekommen bist, und doch sehr vieles Dich da interessieren würde.

Sontag erwartte ich Bertha wieder zu Karls Geburtstag; wozu Karls Berliner Freunde und Verwandte zum Abend eingeladen sind, ich denke Bertha wird früh kommen, und den Tag || bei mir sein. –

Karl geht es mit seinen Füßen recht gut, er sieht auch frisch aus, die Seeluft hat ihm gut gethan, auch die Kinder hier sind gesund; leider aber sind die Nachrichten vom armen Kranken nicht gut. Nun Gott möge es lenken, wie es für den unglücklichen Jungen am beßten ist.

Daß die Stelle in Bonn besetzt ist, freut mich, weil nun alles Schwanken aufhört. – –

Meinetwegen, mein lieber Ernst, kannst Du ohne Sorge sein, es wird ja, wie es scheint besser, alte Leute können sich ja nicht schnell erholen, da muß man Geduld haben. – ||

Agnes grüsse mir auf’s herzlichste, ich freue mich sehr, daß sie solche schöne Reise mit Dir gemacht hat, und wünsche, daß sie auch von München glücklich heimkehrt und ihre Lieben wohl finde; und Dir, mein lieber Ernst, wünsche ich noch heitere Tage mit Gegenbaur zu verleben, den ich auch herzlich grüsse; aber sei nur nicht waghalsig auf Deinen Wanderungen, denke an Frau und Kinder und an

Deine

alte Mutter

Lotte.

Ich lese jetzt viel von Deinen Sachen, eben habe ich Deine Dalmatschische Reise gelesen. –

a korr. aus: Ihren

Brief Metadaten

ID
36602
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
15.09.1874
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
14,3 x 22,2 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 36602
Zitiervorlage
Haeckel, Charlotte an Haeckel, Ernst; Potsdam; 15.09.1874; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_36602