Rothenburg o/Tauber, | 22 Mai 1901.
Hochverehrter Herr College!
Für den freundlichen Glückwunsch zum 80sten Geburtstage, mit dem Sie mich zu überraschen die große Güte hatten, sage ich innigsten Dank!
Zugleich gestatte ich mir auch Ihnen zu gratuliren zur glücklichen Rückkehr von der asiatischen Reise. Mit gespannter Aufmerksamkeit habe ich die bisher erschienenen „Briefe“ gelesen und mich daran erfreut. Dabei nur immer staunend, wie es möglich || ist, daß ein Mann, doch auch kein Jüngling mehr, die Mühen, die wechselnde Kost, die klimatischen Einflüsse und so manches Andere ohne Schaden für die Gesundheit ertragen konnte und dabei fortwährend die Stimmung sich erhielt, geistig thätig zu sein, alles Interessante ins Auge zu fassen und ein Tagebuch niederzulegen. Eine bewunderns- und beneidenswerthe Constitution!
Meine Frau, die jetzt auch das 70ste Lebensjahr überschritten hat, läßt Sie aufs herzlichste grüßen.
In vorzüglicher Hochachtung
Ihr
ergebenster
F. Leydig.