Karl Alberts an Ernst Haeckel, Oberwesel, 30. Juni 1879
VILLA KOSMOS, OBERWESEL A./RH., DEN 30.6.1879.
Allerferertester [!] Herr
Ich habe Inen noch herzlich zu danken für die hübschen Ferse, in deren knappe fließende Form Si den weiten u. tiefen Inhalt zu kleiden wußten. Bei Irem erbetenen liben Besuche, den Si mir nun gütigst in Aussicht stellen, werden Si den alten Bekannten, denen hir im Foraus die wärmste und dankbarste Aufname gesichert war, an gewis nicht unpassender Stelle wider begegnen. Desgleichen erlaube ich mir unsren Dank für den Ctenaria-Aufsaz in aller W. H. Krause & in meinem Namen zu widerholen, behalte mir aber Weiteres darüber for. Die Clichés waren bereits nach Iren freundlichen an Krause gerichteten Andeutungen bestellt.
Reste l’affaire de Soury. Nachdem mich dieser Herr – zimlich unnötiger Weise – direct u. indirect zur möglichsten Beschleunigung der französischen Ausgabe des Protistenreichs anzuspornen belibt und das Buch ungefär seit Mitte forigen Monats fix u. fertig daligt, aus Fersehen sogar zum großen Teil broschirt wurde, erklärt nun der Herr Übersetzer seine wunderfolle, nach der volonté de l’éminent || naturaliste d’Jéna geformte préface unmöglich for den Iden des Juli fertig zu bringen. Da merschdendeels nichts andres übrig bleibt als B zu sagen, wo man A gestammelt hat, so füge ich mich in Geduld. Das mir neulich aus Paris zugegangene Druckfelerferzeichnis ist entschieden mer als überflüssig, da ich die betreffenden Errata höchsteigenhändig in der Revision bereits beseitigt habe. Di gewünschten Frei- und Rezensions-Exemplare habe ich fon fornerein schon der Fa. Reinwald largement zugesichert. Ich bin daher in der glücklichen Lage, ferertester Herr Inen füra die „Bitten“ (?) des Herrn Franzosen, zu deren Fermittlung er allerdings die mächtigsten u. für mich einflußreichsten Fürsprecher glücklich herausgefunden, di Gewärung zu Füßen zu legen.
Fon ganzem Herzen
Ir
ergebenster
Karl Alberts. ||
Wenn Si aus Schottland nach dem Rheine kommen „gebe ich Inen was noch kein Mensch gesehen“ – das neueste opus eines berümten Zoologen, in ungestrichener u. uncorrigirter Fassung, ein Fressen für Götter wenn Sie – wie Sie – auf Augenblikke den Olymp ferlassen um sich unter uns Menschenkindern umzusehen. Für das profanumm vulgus ferstet es sich von selbst, daß ich dieser Ur-Jägerei für notwendigen Frakk u. weiße Halsbinde sorge, obwol leider auch da noch manche Blößen übrig bleiben werden. Einen Nucleus dafon werden Si aber auf dem nächsten Naturforscher-Congreß zu hören bekommen, wenn anders Sie dem bestellten „Seelen-Fortrag“ Jägers dort anwonen werden!
a eingef.: für