Alberts, Karl

Karl Alberts an Ernst Haeckel, Wiesbaden, 6. März 1879

Wiesbaden, den 6. März 1879

Hochferertester Herr!

Aus Irem freundlichen Schreiben, das mir überaus wolgetan, glaube ich u. A. zu ersehen, dass Si mich für einigermaßen ferantwortlich für die Jägerschen Extravaganzen halten. Was ich nur irgend tun konnte, habe ich getan, um den persönlich trefflichen Mann von compromittirenden ferfrüten Schritten abzuhalten. Ich fürchtete, dass besonders mein lezter Brief uns für immer getrennt habe, zumal monatelang jegliche Antwort darauf ausblib. Nun kam aber gestern doch wieder brieflich Zuschrift, di ich mir erlaube, Inen, ferertester Herr, als dem anerkannten Haupte der um den Kosmos gescharten „Gemeinde“, einmal mitzuteilen – nicht nur, damit Si erkennen, dass mich Jäger als ein schwer zu bewältigendes Hindernis gegen ein ungestümes „Durchgehen“ betrachtet (wärend ich bisher höchstens als ein Sicherheitsventil fungirte), sondern namentlich um Si davon zu überzeugen, dass Jäger wenigstens optima fide handelt, sowi dass seine Teorie denn doch nicht ganz so hol ist, wi wol manche glauben machen möchten.

Trozdem J. in Stuttgart alle mögliche amtliche u. nicht amtliche || Anerkennung erfärt (si haben im ja schon früher einen kostspiligen Apparat zur Forname seiner Wägungen hingestellt), möchte ich dennoch behaupten, dass es nur der ferlorne, einsame Posten ist auf dem J. stet, der in für manche Hauptsache den richtigen Gesichtspunkt nicht finden läßt. Es felt im dort jedes Correctif. Aber mit weit weniger Mitteln, als sie im auf einer Universität zu Gebote ständen, ist es im doch positif gelungen, über file Stellen ein Licht zu verbreiten, wo seine günstiger situirten Kollegen troz anhaltend elegantester und exaktester Forschung an Kaninchen und Merschweinchen bisher im Dunkel tappten. Oder sollten seine bisherigen unbestrittenen Ferdienste in nicht einmal dafor schüzen können, seine neuesten Bestrebungen fon fornherein als Wansinn ferdammt zu sehen?

Ich habe auf den beifolgenden Brif hin meinen früheren Rat widerholt, sich an den bisher herausgegebenen „Fülern“ forerst genügen zu lassen und eine ernstere Publikazion erst dann folgen zu lassen, wenn das Gebäude auf eine hinreichende Anzal untrüglicher, experimenteller oder logisch zwingender Beweise gegründet sei. Was er darauf beschlißt, kann ich dahin gestellt sein lassen, nur glaube ich genügend Forkerung getroffen zu haben, um || den Kosmos for einer nunmehr unnötig gewordenen Invasion neuer „Füler“ sicher zu stellen.

Mit Rükksicht auf seine diätetischen Leren (namentlich bezüglich der Wolle-Bekleidung) möchte ich schlißlich soch noch sagen, dass ich selbst, wie auch hiesige Ärzte, positife Resultate dafon gesehen habe.

Wenn schlißlich disen Zeilen es gelingt, Si, hochferertester Herr, darüber zu fergewissern, 1)a dass ich nichts eifriger wünsche, als mein Teil Einfluss auf den Kosmos nur in Irem Sinne auszuüben, sowi 2) dass Prof. Jäger after all doch nicht der gefärliche Popanz ist, den man filleicht hinter seinen enfant terrible-Streichen fermuten könnte, so ist mein Zwekk durchaus erreicht.

Ir freundliches Wolwollen auch ferner erbittend ferharre ich

in bekannter Fererung

Ir ganzergebener

K. Alberts

a eingef.: 1)

 

Letter metadata

Author
Recipient
Dating
06.03.1879
Place of origin
Country of origin
Possessing institution
EHA Jena
Signature
EHA Jena, A 8938
ID
8938