Charlotte Haeckel, geb. Sethe, an Albert Niess, o. O., [Dezember 1873]
Indem ich Ihnen, geehrter Herr, herzlich für Ihre freundlichen Zeilen danke, die ja so lebhaft die Liebe zu meinem Sohn aussprechen, erlaube ich mir, Ihnen trotzdem zu sagen; daß ich beim Lesen Ihres Briefes ein Gefühl hatte, als müsse ich als alte Frau warnend es aussprechen, wie wir Allesa Gute, was uns im Leben wird, dankbar auf den Geber alles Guten zurückführen müssen und uns vor jeder Menschenverehrung hüten müssen. So innig ich meinen Sohn liebe, und || mich freue über die Erfolge, die er in seiner Wissenschaft hat, und so sehr mich seine kindliche Liebe beglückt, so kann ich mir kein Verdienst davon zurechnen. Eltern haben es nicht in der Gewalt aus den Kindern zu machen, was sie wünschen; und so hat es mich immer mit Dank gegen Gott erfüllt, daß meine Söhne beide brav geworden sind, und fromm ihren Lebensberuf || erfüllen, aber mein Verdienst ist es nicht. Daß ich Ihnen dies so offen ausspreche, bitte ich als Beweiß meiner Achtung zu nehmen, mit der ich zeichne
Charlotte Häckel
geb. Sethe.
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