Carl Gottlob Haeckel an Ernst Haeckel, Ziegenrück, 22. Juni 1855, mit Nachschrift von Karl Haeckel

Ziegenrück 22 Juni 55.

Mein lieber Ernst!

Du hast uns durch Deinen Brief vom 17ten, den wir gestern erhalten, eine große Freude gemacht, besonders auch dadurch, daß Du Dich so recht aus dem Innersten Deines Geistes und Gemüths ausgesprochen hast. Diese Mittheilungen fallen auf keinen dürren unfruchtbaren Boden, sondern sie fallen in die Herzen derjenigen, die Dich am innigsten lieben und auch am Besten verstehen, in das Vaterherz, Mutterherz und Geschwisterherz. Diese innern Kämpfe, in denen Du Dich befindest verstehe ich ganz, ich habe sie, wenn auch in etwas veränderter Weise durchgemacht, ja ich mache sie noch fortwährend durch, je nachdem ich von der Außenwelt berührt werde und mich durch sie unbefriedigt oder zurükgestoßen finde. Aber halte fest an Deinem Glauben, er wird Dich nicht sinken lassen und Dich zum richtigen Ziele führen.

Woher kommen denn die Naturgesetze, die sich alle äußere Welt unterwerfen? Von Gott! Diese kalte Naturnothwendigkeit, vor welcher die Naturforscher stehen bleiben, kannten auch die Heiden. Die gebildeten Alten, sie nannten sie, was die Ereigniße der Menschenwelt betrifft, Schiksal. Sie kannten keinen liebenden Gott, dieser ist uns erst durch Christum offenbart worden und im Glauben an ihn sind wir im Stande auch die härtesten Ereigniße zu ertragen, des Menschen Leben ist im Laufe der Ewigkeit nur ein kurzer Moment und die Unvollkommenheit, die Erbärmlichkeit dieses Menschenlebens neben dem dem Menschen eingepflanzten göttlichen, seine höhere Abkunft bezeugenden Geist weist uns mit Sicherheit auf künftige vollkommnere Existenzen hin. In den Jugendjahren tritt dieser Zwiespalt besonders bei studirenden jungen Männern oft aufs grellste hervor, sie können mit ihm nicht fertig werden, tragen sich damit bei Tage und Nacht und fehlt ihnen der tiefere Glaube, so werden sie ein Opfer deßelben, wie dieses wahrscheinlich bei dem armen Ribbek der Fall gewesen, der sich erschoßen haben soll, weil er geglaubt hat, daß aus ihm nichts Tüchtiges werden könne. Ganz gemeine Naturen kennen diesen Kummer gar nicht, sie leben das Schlaraffenleben so fort, bis sie Gott abruft. Aber jene Verzweiflung ist bei edlern Naturen nur ein Durchgangspunkt, von der sie durch die täglich zu lösenden Aufgaben des Lebens allmählich geheilt werden. Manche gehen in der Gewöhnlichkeit unter, viele gelangen zu größerer Klarheit und so wird auch Dich das fortschreitende Leben immer mehr aufklären und beruhigen. Ich habe die Aufgabe auf anderem Wege lösen müßen, ich wurde in meiner Jugend in eine schwere Zeit großer Völker Drangsale geworfen, wir jungen Leute glaubten damals mitunter, wir müßten der Vorsehung in die Zügel greifen, daher die einzelnen Versuche, Napoleon zu ermorden; und doch hat Gott das große Drama damals auf das befriedigendste abgewikelt. Die menschliche Leidenschaft, personificirt in einem großen genialen Charakter, ist durch ihr eigenes verkehrtes Treiben gefallen. Nun kam die Gemeinheit, welche durch jene Persönlichkeit gezüchtigt und an den Pranger gestellt war, schnell herbei und begann das alte Handwerk, sie setzt es bis auf den heutigen Tag fort, durch äußere Gewalt glaubt man die keimenden Ideen, welche die Menschheit fortentwikeln sollen, zu tödten, und sie wird sich wundern, wenn das, was sie so sicher gebaut zu haben meint, in Einem Moment zusammenstürzt und ihr Gebäude zu Schutt wird. Diese Ueberzeugungen gewinnt man bei einem innern religiösen Fond durch die aufmerksame Betrachtung der Weltgeschichte, mit dem gewöhnlichen Philister ist hierüber gar nicht zu sprechen. || Ich habe lange geglaubt, daß mir die Vorsehung auf dem mir von ihr zugewiesenen Wege in der Entwikelung meiner Kräfte entgegen stünde und noch bis heute habe ich die Ueberzeugung, daß gewiße Anlagen und Kräfte, die sich in mir befinden, nicht zur rechten Entwikelung gekommen sind, daß sie z. B. durch den Krieg ganz anders hätten entwikelt werden können, als durch einen jahrelangen bureaucratischen Friedensdienst. Wer will darüber mit Gott rechten? Wie viel junge Männer von den schönsten Anlagen (z. B. unser verstorbener Ernst) welken in der Blüthe ihres Lebens dahin? Wie viel Millionen Kräfte scheinen verloren zu gehen? Das muß Gott am besten wißen, der sie geschaffen hat. Wißen wir denn, was das nächste Leben aus uns herausgestalten wird? – Also immer kommen wir auf die Ergebung in Gottes Willen zurük und diese finden wir allein im Christenthum. Es herrscht jetzt eine unglaubliche Verwirrung über das, was Christenthum sei. Es wird einem bis zum Ekel vordemonstrirt, in der widerlichsten Gestalt will es sich geltend machen. Verfolgt man den Faden der Weltgeschichte, so muß man es oft im Schutt und den Ruinen aufsuchen und doch wirkt dieses göttliche Element im Stillen unsichtbar fort, noch bis heute ist uns das Individuum, in dem es personificirta war, ein Räthsel, die Geschichte hat uns wenig von ihm zurükgelaßen und auch dieses in den wunderlichsten Einkleidungen, dadurch werden viele irre. Aber, man verfolge doch nur die Entwikelung des Menschengeschlechts in den letzten 1800 Jahren, überall keimt jene Allmachtb hervor, überall wirkt es c, unbewußt in denen, welche von einer einseitigen Verstandesbildung begriffen sind; wenn man die Welt ganz im Argen glaubt, so blitzen seine Flammen wieder vor (z. B. zur Reformationszeit). Unsichtbar durchdringt es alle Lebensverhältniße, erzeugt das, was wir europäische Civilisation nennen, wandelt hinüber nach Amerika und wird weiter wandern nach dem Orient (die Händel über die Türkei). Ich habe öfters unter lieben Freunden Zweifel gefunden, daß alles dieses durch das Christenthum geschehe, aber man vergleiche nur die alte und die neue Welt, man gehe mit tieferm Blik in die Geschichte hinein und man wird es erkennen. Deine naturforschenden edlend Freunde, die nichts davon wißen wollen, sind doch in ihrem edlen Theile nur durch das Christenthum was sie sind, es bleibt ihnen in der Erkenntniß verborgen, aber das lebende und wirkende Christenthum hat sie eben so ausgebildet wie sie sind in ihrem besten Wesen und durch bloße Vernunft Reflexion würden sie nie dahin gekommen sein. Es wird auch eine Zeit kommen, wo alles dieses dem Verstande klar wird. Nächst der Geschichte verweist uns unser eignes innres Leben, wenn wir es durchgehn, auf das Christenthum. Wer e je von der Sünde ergriffen gewesen, gegen sie gekämpft hat und ihr nicht völlig unterlegen ist, erkennt seine göttliche Kraft, es hat die innersten Elemente unsers innern Lebens ergriffen und seine einfachsten Lehren werden uns in der Stunde der Prüfung klar und verständlich. „Ihr müßt von neuem geboren werden, sonst könnt ihr nicht in das Reich Gottes kommen.“ f Ergeben wir uns den Lokungen dieser Welt, so fühlen wir jederzeit ihre Nichtigkeit. Die Genüße dieser Welt laßen uns leer und unbefriedigt. Kämpfen wir gegen diese Lokungen mit Ausdauer, so fühlen wir einen göttlichen Athem durch unser Innres wehen, der uns stärkt und belebt und uns Mut giebt, uns wieder aufzurichten. –

Mutter und ich sind nun seit 8 Tagen hier bei Carl und Mimi. Nach einigen heißen Tagen ist seit 8 Tagen empfindliche Kälte und Regenwetter eingetreten, aus dem wir noch nicht herauskommen können. Dennoch hat uns die hiesige Natur wunderbar ergriffen, die letzte Zeit in Berlin war ein wirkliches Gedränge von Geschäften, die durch den Tod des Grosvaters herbeigeführt waren. Es kam darauf, neue Einrichtungen zu gestalten. Der Entschluß von Bertha, ganz selbständig leben zu wollen, hat uns viel zu schaffen gemacht, besonders auch im Aufsuchen der Quartiere. Wir hatten fast verzweifelt, als sich noch in den letzten Tageng eine Gelegenheit darbot, die alle Wünsche zu befriedigen schien, so daß wir sie nicht aus der Hand laßen durften. Wir h wohnen künftig zwar in einer entfernten aber sehr hübschen, einladenden Gegend; wir haben i in einem Hause, was ich mir auf den Spatziergängen immer für meine Wünsche ausersehen hatte für unsj ein sehr sehr behagliches Quartier gefunden, Bertha ganz in der Nähe im Nachbarhause, Gertrud in unserem Hause 3 Treppen hoch. Die Entfernung vom Mittelpunkt der Stadt, die Dich sehr afficirt hat, wird durch die Omnibus, die in der Nähe vorbeigehen, gemildert werden. Wir wohnen || in der Nähe mehrerer Bekannten, Mutter hat ihre Cousinen, die Mollard, die Brunnemann, die Slevogt ganz in der Nähe und wird es häuslich viel bequemer haben und ich komme in die Nähe meiner bisherigen Spatziergänge am Kanal und bin über die Matthäikirchstraße in einer Viertelstunde im Thiergarten. Vom Reimerschen Hause sind wir allerdings entfernter. Die Hauptsache war, daß Bertha in eine angenehme Gegend kam und daß wirk Bertha und Gertrud, welche letzterel nicht zu verlaßen zu wohnen wünschte, in der Nähe blieben. –

Carl habe ich hier mit Arbeit sehr beladen gefunden, aber sie istm doch für ihn sehr instruktiv und wird ihn in künftigen Geschäftsverhältnißen gewiß sehr zu statten kommen. Er ist nun aber im September schon 3 Jahr hier und wir wollen alles mögliche thun, um ihn bald weiter zu fördern. Der kleine Karl ist ein netter Junge, er ist auch nach Verhältniß seines Alters ziemlich entwikelt, ob er gleich noch nicht spricht, er versteht meist alles, was man ihm vorsagt und vorhält und ich muß ihm täglich ein halb Duzend mahl die Bilder erklären. Mimi geht noch munter herum, die Niederkunft dürfte aber wohl nicht mehr lange ausbleiben. Mutter war in letzter Zeit durch die vielen Geschäfte in Berlin sehr angegriffen und fühlt sich sehr wohl in hiesiger Ruhe. Von der Holsteiner Reise hatte ich die Grippe mitgebracht und auch hier istn es bei dem großen Wechsel der Witterung nicht ohne Erkältungen abgegangen. Die Zimmer sind zum Theil sehr kühl, und wir sehnen uns nach mehr Wärme. Das eingetretene RegenWetter ist den Einwohnern der Gegend sehr willkommen gewesen. Holstein hat mir außerordentlich gefallen, die Gegend aehnlich, auch ist ein tüchtiger Menschenschlag dort, aber das Klima ist höchst veränderlich und unangenehm. Adolph hat sich dort sehr eingelebt, hat sich bedeutend gebeßert und wird, worauf er auch gefaßt ist, vielleicht noch den ganzen künftigen Winter dort bleiben. Auch das Getreibe von Hamburg habe ich während des kurzen Aufenthalts durch die Gespräche von Hrn. Webher und seines Freundes, der uns begleitete, näher kennen gelernt, es ist ein eigenthümliches Leben, scheinbar geographisch von Deutschland sehr abgeschloßen und doch steht es mit der ganzen Welt in Verbindung. Die Natur, die ich in Holstein gesehen habe, ist sehr schön, das Land hüglich, der Boden üppig mit schönen Buchenswäldern durchgränzt und von Seen durchschnitten. Die Gegend von Plön und Eutin hat sehr viel Aehnliches von Potsdam. – Hier habe ich schon allerlei gelesen: „Land und Leute“ von Riehl, eine naturhistorische Zeichnung der deutschen Volksstämme, ihres Zusammenhangs mit der Natur. Er ist der politischen Behandlung der Völker nach abstrakten Principien sehr entgegen, neigt sehr zum romantischen, ohne jedoch gegen die fortschreitenden Entwiklungen der modernen Zeit blind zu sein und ihre Nothwendigkeit zu verkennen. Ich ruhe mich hier etwas von Politik aus, aber die Lektüre führt immer wieder in sie hinein. So unzufrieden ich mit der Gegenwart bin, so schwer das romantisch-pieistische Getreibe auf uns lastet, so ruhig bin ich vom Standpunkt der Weltgeschichte aus, auch dieses Stadium muß durchgemacht werden; habe ich die schöne Zeit der Befreiungskriege erlebt, so muß ich auch die jetzige Zeit hinnehmen und nicht alles erleben wollen, die beßere Zeit wird erst wieder nach mir kommen und ihr werdet sie hoffentlich noch sehen. Es wird ein großer Umschwung nach links eintreten, wie er jetzt nach rechts statt gefunden hat. Frankreich, Oesterreich und Rußland wollen Deutschland zum Spielball ihrer Macht und ihres Despotismus machen, alle Mittel der Lüge, List und Gewalt werden hiezu in Bewegung gesetzt, alle spekuliren auf die menschliche Gemeinheit und Erbärmlichkeit, beim Auswerfen ihrer Angeln ziehen sie Tausende mit sich fort. An die Erziehung des Menschengeschlechts zu etwas höherem glauben sie nicht. So machten es auch die Päbste; und dennoch führt Gott die Menschheit unsichtbar immer weiter. Ja, wenn man diesen Glauben nicht hätte, so könnte man nicht leben. –

Was mir hier in Ziegenrück sehr aufgefallen, ist die Belebung dieser Schluchten durch die Chaussee und die neue Brüke, Jahrhunderte hat man hier im alten Schlendrian gelebt. Nun dringt die Civilisation auch in diese Schluchten ein, auch hier wird die Bildung gefördert werden. || Noch haben o wir die Gegend bei dem schlechten Wetter wenig genießen können. Aber ich habe bei Deinem Sinn für die Natur oft daran gedacht, wie Du Dich hier erquikt haben mußt. Das wunderbare Gebirge, die Gebirgsrüken und Gebirgsschluchten, das Zuströmen der einzelnen Bäche aus jeder dieser Schluchten zur Saale, das überraschende Hervortreten dieser letztern bei jeder Wendung, die man auf den Bergrüken macht. Das Volk in den deutschen Gebirgen ist meist arm, wie Riehl sehr treffend schildert, aber bei aller Armuth doch nicht unglüklich. In den Ebenen ist viel mehr Wohlstand, da findet man wohlhabende Bauern, in den Städten wieder ein starkes Proletariat; aber das letztere ist kein neues Produkt der neuern Zeit, nur in veränderter Gestalt tritt es auf. Es hat immer existirt, auch im Mittelalter. Damals mußten die Klöster und geistlichen Stiftungen herhalten, um es zu nähren, heute werden andre Mittel versucht, man giebt ihm möglichst Arbeit und jetzt ist ein neuer Abzugskanal durch die Auswanderungen nach Amerika und Australien gefunden. Eben so hatten sich in dem letzten Jahrhundert kleine Städte in den Gebirgen für die Fabrikation gebildet, hier in Thüringen Pösneck, Sonnenberg (für die Nürnberger Spielsachen), in Schlesien Waldenburg, Landeshut, Schmiedeberg, Hirschberg für die Leinenfabrikation. – Als ich vorige Woche durch Pösneck kam, erzählte mir der Wirth, daß auf der großen chaussirten Landstraße ein starker Verkehr mit Nürnberger Spielwaaren nach Magdeburg stattfindet, von wo sie nach Amerika gehen. Welche wunderbare Wege des Handels! In den Dörfern des Thüringer Waldes werden diese Holzschnitzwaaren gefertigt, wie im Schwarzwald die Uhren, eben so die Holzwaaren im Harz, welche die Frauen in Merseburg zum Verkauf brachten. In Holstein fand ich auf den Dörfern das schönste Rindvieh, Butter und Fleisch gehen nach England, das Land ist in lauter Schläge oder Koppeln getheilt, worin die Feldfrüchte wechseln und das Vieh weidet. Daßelbe fand ich im vorigen Jahr in Oldenburg und Ostfriesland. Welche mannigfaltige Beschäftigung und Arbeit, neben diesen der größte Luxus in den Hansestädten, besonders in Hamburg, hier verkehrt der Nordamerikaner mit dem Deutschen und umgekehrt dieser mit jenem wie zu Hause, p regelmäßig geht der junge Kaufmann in den Hansestädten nach Amerika, er ist dort fast bekannter wie in Deutschland, eben so häufig werden die Ehen zwischen hüben und drüben geschloßen, ich fuhr von Hamburg mit einem Nordamerikaner zurük, der eben seine Frau zurükholte, die den Winter über mit den Kindern in Deutschland gewesen. Die Nordamerikaner schiken häufig ihre Kinder auf einige Jahre zur Erziehung nach Deutschland. Hier in Ziegenrück und Umgegendq findet ein starker Auswanderungsverkehr nach dem Staat Visconsin am obern See statt, die Hauptstadt von diesem See Czicago ist binnen weniger Jahre auf 60.000 Menschen gewachsen und treibt einen großen Handel. Sind das nicht bunte Bilder des irdischen Lebens! Das giebt für den denkenden Menschen viel Veranlaßung zu intereßanten Betrachtungen! Und diese füllen einen großen Theil der Zeit meines Alters! So ist der jetzige Krieg nur ein Vorspiel der großen Kriege, die Europa mit Rußland führen wird, es ist der Kampf der Civilisation mit dem Slawenthum. Auch die Slawen, die bis jetzt brach gelegen, sollen für die Kultur erzogen werden, das wird durch die rußischen Kriege geschehen. Ein zahlreiches Volk r wie die Rußen liegt jetzt noch ganz in Barbarei, die Herrscher und Großen betrachten es lediglich als Mittel für ihre herrschsüchtigen Zweke, Tausende werden nach der Krim gesandt, um blos unterwegs umzukommen. Das kann nicht so fort gehen. Auch die Rußen werden endlich zu dem Bewußtsein kommen, daß sie Menschen sind. Auf andere Weise benutzt der Katholicismus die Maßen zu seinen Zweken, und doch ist das katholische Frankreich schon zum Bewußtsein seiner Menschlichkeit gekommen, der französische Bauer läßt sich nicht mehr blind tyrannisiren, aber er liebt den Krieg und zieht für den französischen Kaiser ebenfalls nach der Krim. Wie ganz anders ist der Despotismus Louis Napoleon’s wie der des rußischen Kaisers, mit welcher Sorgfalt sorgt er für seine Armee und wie ist er trotz aller Diktatur genöthigt, dem Volk Rechenschaft zu geben von dem, was er in der Krim thut, von England gar nicht zu reden, wo das Parlament jeden Tag Auskunft und Rechenschaft verlangt. – So könnte ich noch lange fortplaudern. – Vor Anfang August (aber auch nicht später) werden Carl und ich nach Würzburg kommen, dann halte Dir nur ein Paar Tage frei. Ich freue mich sehr darauf. Wir grüßen Dich alle aufs herzlichste. Dein Dich liebender Vater

Hkl

[Nachschrift von Karl Haeckel]

Herzlichen Gruß von Deinem Aktenbruder. Wir leben hier noch immer in statu quo. Doch in Erwartung der Dinge, die da kommen sollen. Der Hr. Großpapa ist manchmal sehr ungeduldig. – Erkundige Dich nochmals genau, welche Weinsorten Du mit nach Tyrol nehmen sollst. Deine letzten Briefe sind alle 3 Tage gegangen. Dies zur Notiz zum 1/7 CS

Dein treuer Bruder Carl.

a korr. aus: personiti; b eingef.: jene Allmacht; c gestr.: we; d eingef.: edlen; e gestr.: jene ge; f gestr.: We; g eingef.: Tagen; h gestr.: ha; i gestr.: für uns ein Quartier; j gestr.: für uns; k gestr.: sie; eingef.: wir; l gestr.: die; eingef.: welche letztere; m eingef.: ist; n gestr.: geht; eingef.: ist; o gestr.: di; p gestr.: der; q eingef.: und Umgegend; r gestr.: f

Brief Metadaten

ID
35897
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Preußische Provinz Sachsen
Datierung
22.06.1855
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
22,4 x 28,7 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 35897
Zitiervorlage
Haeckel, Carl Gottlob; Haeckel, Karl an Haeckel, Ernst; Ziegenrück; 22.06.1855; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_35897