Karl Haeckel an Ernst Haeckel, Kassel, 25. August 1894, mit Fortsetzung von Heinrich Haeckel, Jena, 4. September 1894
Cassel 25/8 94
Lieber Bruder!
Die Inaussichtstellung Deines Besuchs in Potsdam zum Septbr. freut mich sehr. Ich werde Dir meine Logirstube so behaglich wie möglich zu machen suchen. Auch am besseren Wetter soll es nicht fehlen, wenn der Himmel mein Flehen erhört. Jupiter pluvius kann dann ins Häuschen gehen. Er hat im August genug geherrscht.
Diese Zeilen sende ich Dir über Jena, da ich nicht weiß, ubi terrarum Du jetzt schon weilst. Ich denke d. 27st dM. nach Euskirchen abzudampfen und Mitte Sept. wieder zu Hause zu sein.
Mit herzlichem Gruß und Wunsch einer günstigen Kur in Brückenau für Deine Agnes Dein treuer Bruder
Karl.
[Fortsetzung von Heinrich Haeckel:]
Jena, 4. IX. 94
Lieber Onkel!
Vorstehenden Brief sende ich erst jetzt an Dich, da ich bei Rückkehr von Tante Agnes Deine Adresse erfuhr. Seit gestern ist Professor Riedel zurückgekehrt, so daß| ich nun eigentlich erst Ferien habe. Doch war mir die Zeit der Vertretung sehr willkommen, da sie mir Gelegenheit gab, einmal wieder so recht aus dem Vollen praktisch thätig zu sein, was bei unserem Metier schließlich doch das Wesentlichste ist. Die Ferieneinsamkeit beginnt sich zu heben: Biedermann, Semon, Skutsch, Mueller sind wieder zurückgekehrt, während bis vor Kurzem Verworn und ich der einzige kümmerliche Rest der Tischgesellschaft waren. Das Wetter war hier mit kurzen Ausnahmen ausgesucht scheußlich, kalt und regnerisch, so daß man selbst an besseren Tagen auf der Schweizerhöhe nicht im Freien sitzen konnte.
Ich fahre zum 20. bestimmt nach Potsdam, will vorher einen Tag in Magdeburg sein, um meinen Freund Purrucker zu besuchen. Nach Vaters Geburtstag gehe ich wahrscheinlich alla bella Italia.
Mit den herzlichsten Grüßen
Dein treuer
Heinrich.