6. Octobre 1903.
UCCLE. AVENUE VANDERAEY, 8
TÉLÉPHONE 3855
Hochverehrter Herr Vetter,
Nochmals muß ich Ihre Güte und Geduld in Anspruch nehmen. Es ist nicht für mich selbst. Ich möchte nämlich den Titel eines womöglich illustrierten Werkes finden, das hauptsächlich geeignet sei, den Kindern eines fanatischen Katholiken vermittelsta der Naturwissenschaft etwas Licht beizubringen.
Ich möchte hiesigen belgischen Bekannten, zu Weihnachten keinen Tand schenken – dieser Belgier haben [!] in dieser Beziehung || noch vieles zu erlernen. Ich möchte auf geschickte Weise diese Jugend auf einen besseren Weg bringen, und sie sehen lassen was „wahr“ ist; mit dem großen Lichte der Schöpfungsgeschichte segenbringend, die „große Lüge“ verdrängen. Giebt es so ein Buch? Ein Buch, in welchem der Vater auch noch die Augen öffnen müßte.
Leben Sie mir bitte, diesen Wunsch nicht als exaltirt aus. || Ich denke, Ein jeder soll und kann wenn auch nur in kleinem Kreise, segenbringend wirken. Und dazu, können Sie mir verhelfen.
Nur bitte zwei Worte wenn möglich, um den Titel dieses Buchs; nöthig ist es in französischem Text.
Wenn ich Ihnen nur einen Gegendienst leisten könnte? Vielleicht kann Irma Saenger-Sethe, Sie im December in Weimar mit ihrem Geigenspiel || dafür erfreuen. Ich will ihr sagen, daß sieb Ihnen zu lieb spielen soll! – Nicht wahr, das ist schon was. – Ich setze voraus, daß Sie und Ihre Lieben wohl und munter sind.
Ich studire fleißig und in wahrhaftem Glücke, Ihre Werke und zeige die herrlichen Gebilde wem ich sie nur zeigen kann. Für alle diese Freude Ihnen herzlichst dankbar grüßt Sie bestens Ihre cousine
Louise Sethe
Seyberth.
a gestr.: in; eingef.: vermittelst; b verb. aus: Sie