Ernst Haeckel an Elsa Reger, Jena, 12. Mai 1916
Jena, 12. Mai 1916.
Hochverehrte Gnädige Frau!
Mit schmerzlichster Teilnahme erfahre ich so eben die Trauerkunde (aus der Leipziger Zeitung), daß Ihr teurer Gemahl Ihnen plötzlich gestern Morgen in Leipzig durch einen jähen Tod entrissen worden ist.
Abgesehen von dem schweren Verlust, den die ganze gebildete Welt durch das vorzeitige Hinscheiden des großen Meisters – eines der hervorragendsten Tonkünstler unserer Zeit – erleidet, ist für Alle die ihn schätzten, und ganz besonders für Sie als seine treue Lebensgefährtin, dieses tragische allzufrühe Ende höchst beklagenswert. ||
Meine Familie und ich selbst empfinden diesen erschütternden Trauerfall um so schmerzlicher, als wir noch vor 17 Tagen – am zweiten Osterfeiertage – das Glück hatten, Sie mit Ihrem Gemahl in unserem Hause begrüßen zu dürfen und sein virtuoses Klavierspiel zu bewundern.
Meine Tochter und meine Enkelin schließen sich von Herzen dem Ausdruck meines aufrichtigen Beileids an.
In vorzüglicher Verehrung
Ihr ergebenster Ernst Haeckel.
Frau Generalmusikdirektor
Dr. Reger
Jena.