Jena 16.4.1917.
Hochverehrte Gnädige Frau!
So eben war Herr Feodor Wiedemann bei mir zum Besuch und bestätigte mir Ihre freundliche Mitteilung, daß Sie schon Anfang nächster Woche uns in Jena mit Ihrem Besuche erfreuen wollen. Natürlich stehen dann ich und mein Archivar, Dr. Heinrich Schmidt (Wohnung Pfaffenstieg 5) a ganz zu Ihrer Verfügung. Ich hoffe, daß der Besuch meines Phyletischen Museums und Archivs, sowie die Durchsicht der Aquarelle, die ich auf meinen Reisen gesammelt habe, die beschwerliche Reise nach Jena (am besten wohl über Frankfurt oder Cassel?) lohnen und Ihnen Vergnügen machen wird. ||
Bitte jedoch, Sich genau nach den Zügen zu erkundigen, da der Bahnverkehr jetzt sehr unregelmäßig ist. Ferner bitte ich Sie, uns Tag und Stunde Ihrer Ankunft hier telegraphisch zu melden, damit Herr Dr. Heinrich Schmidt Sie auf dem Weimarischen Bahnhof empfangen und in das Hôtel zum Baeren geleiten kann, wo Sie schon vorläufig angemeldet sind.
Ihre 3 Koffer hat Herr Wiedemann so eben mitgenommen.
Da Sie auch unser „Ilm-Athen“ Weimar noch nicht kennen, wird Herr Dr. Heinrich Schmidt sich eine Ehre daraus machen, Ihnen die dortigen Museen zu zeigen.
Mit wiederholtem Danke und der Versicherung vorzüglicher Hochschätzung
Ihr ergebenster
Ernst Haeckel.
a gestr.: dann