Montreux, 3. April 63.
Lieber Freund!
Um Ihnen wenigsten ein Lebenszeichen zu geben, benachrichtige ich Sie daß wir seit mehreren Tagen von der freundlichsten Frühlingswitterung begünstigt an den Ufern des Leman weilen, und auch noch länger hier zu bleiben beabsichtigen. Wir werden schwerlich noch die Alpen übersteigen, denn lieblicher als hier ist der Frühling auch dort nicht, und in einer comfortablen Pension geniesst sich’s besser als in einem schmutzigen Albergo oder nach Durchwanderung staubiger Stadtstraßen. Von Jena sprechen wir oft, und nicht minder häufig gedenke ich Ihrer, und danke Ihnen zum Voraus für freundlich übernommene Mühewaltung bezüglich meiner Wohnung. Vielleicht haben Sie die Güte mir bald einmal zu schreiben, und bemerken mir dann auch oba auf der Anatomie, die mir sehr am Herzen liegt, alles in Ordnung sich befindet. Carl wird Ihnen da Aufschluß geben, er wird Ihnen || auch sagen können, wie er es mit den Leichenfuhren gehalten hat. Von etwa an mich angekommenen Briefen brauchen Sie mir nichts zu schicken, es wird ja nichts dringendes sein. Dagegen bitte ich Sie sich der Agassiz’schen Sendung anzunehmen, falls diese nicht etwa blos in dem Briefe des Biedern zu finden ist.
Indem ich mit meiner Frau, Sie, wie Frau Gemahlin bestens grüße, bitte ich Sie, mich in Ihrer Achtung nicht gar zu tief sinken zu laßen, vielmehr überzeugt zu sein, daß ich mir alle Mühe geben werde auch in meinem neuen Stande mich Ihrer Freundschaft würdig zu erhalten!
Unveränderlich
Ihr
Gegenbaur.
Grüße an die Bekannten darf ich wohl gleichfalls beifügen!
Addreße
Montreux Canton Waadt
Pension Ketterer.
a eingef.: ob.