Wilhelm Bölsche an Ernst Haeckel, Friedrichshagen, 17. Mai 1902
Friedrichshagen
Viktoriastr.7.
17.V.1902.
Lieber Herr Professor!
Fröhliche Pfingstgrüße! Gleichzeitig mit diesen Zeilen gehen zwei Fläschchen an Sie ab, das eine mit einer Anzahl Apus productus, das andere mit einigen Branchipus (wohl Grubii). Die Fundstelle ist nicht die Müggelsee-Gegend, sondern einige schon im Austrocknen begriffene Gräben der Waldwege bei Finkenkrug hinter Spandau. Branchipus war dort || spärlich, Apus in Masse. Lebende Apus in einem Glase mit lebenden Branchipus vereint, fraßen in kurzer Frist die Branchipus auf. Vielleicht ist die Beobachtung wichtig, daß wenigstens diese Apus-Art, der productus, nicht auf dem Rücken schwimmt, trotz gegenteiliger Versicherung in der Litteratur z.B. bei Gerstäcker in Bronns „Klassen ud Ordnungen". Ich habe Hunderte von Exemplaren stundenlang in || ihrem Tümpel beobachtet und niemals Rückenschwimmen erlebt.
Ihren Brief wegen der Aquarelle habe ich an Dr. Bondi weitergesandt. Mitte der nächsten Woche fahren wir nach Schreiberhau und bleiben bis August. (Adresse „bei Tischler Zenker“)
Mit herzlichsten Grüßen
Ihr
Wilhelm Bölsche