Friedrichshagen bei Berlin, Ahorn Allee 19.
27.VII.99.
Lieber Herr Professor!
Wille teilt mir Ihren Brief mit. Anbei also vor allem der Brüsseler Brief. Schreiben Sie mir doch, wann Sie im Herbst wieder in Jena sind. Ich will Ende August auf die Reise gehen, zunächst nach Frankfurt, dann für etwa 14 Tage in die Schweiz, ich gedenke eine Reihe tüchtiger Märsche durch‘s Berner Oberland und Rhonethal zu machen, um mich mal wieder etwas || „dünner" zu machen. Sollten Sie nun in der zweiten September-Hälfte schon wieder in Jena sein, so würde ich meine Rückreise über Jena legen. Im andern Falle komme ich, sobald Sie da sind, von Berlin herüber. Ich konnte bisher hier nicht fort, da ich noch ein großes Arbeitspensum zu bewältigen hatte. Auch von der Biographie ist schon ein Teil geschrieben, fertig wird sie aber nicht vor dem 1. Januar, ich kann also Ihr || neues Buch, auf das ich mich sehr freue, noch ausreichend benutzen. Jetzt im Herbst kommt von mir bei Diederichs ein sehr hübsch ausgestatteter Band gesammelter Feuilletons heraus.
Der Rest der freundlichst geliehenen Bücher geht in der nächsten Woche per Kiste an Sie zurück. Ich habe sehr viel Genuß, besonders von der Radiolarien-Monographie, gehabt. Ueber die „Kunstformen" schreibe ich eben grade. Gibt es zum Herbst noch ein Heft? || Hoffentlich erholen Sie sich auf der Reise recht. Hier geht alles so weit gut, unser Kleines ist noch ein bischen schwach, wird sich aber wohl schon machen. Meiner Frau geht es wieder ganz gut.
Mit herzlichsten Grüßen
Ihr W. Bölsche