Dessauerin [Pseudonym] an Ernst Haeckel, Dessau, 15. Februar 1914
Dessau, d. 15.II.1914. ||
Dem hochverehrten Professor, Herrn Dr. Ernst Haeckel!
Heut achtzig Jahr’ sind hingeeilt,
Seitdem Ernst Haeckel bei uns weilt,
Ein Kämpfer er stets für die Wahrheit,
Hat er gebracht uns große Klarheit
In vielen wichtgen großen Dingen –
Von ernstem Forschen, stetem Fleiß
Sein Leben zu erzählen weiß.
Was er entdeckt, erforscht, erklärt,
In seinen Werken man’s erfährt.
Wohl ist auch groß der Gegner Zahl,
Doch hofft man, daß dereinst einmal
Die Zeit kommt, wo im ganzen Land
Ernst Haeckels Lehr’ wird anerkannt,
Das Wahre, Gute, Schöne gerne
Man ehrt und bleibt der Falschheit ferne.
Ernst Haeckel, mög noch manches Jahr
So leben und sein Geist uns klar
Noch lang erstrahlen und gesund,
Nach den Verhältnissen, er bleibe und – ||
Noch vieles Frohe ihn erfreu,
Das wünschen wir ihm heut aufs neu!
Verehrungsvoll sei’n dargebracht
Die Wünsche all und Dank gesagt
Für alles, was Ernst Haeckel tat
In seinem Leben früh und spat!
So lange Menschen sind auf Erden,
Auch Haeckels Werke wirken werden!
Der Schirm des Gut’, Schön’, Wahren immer
Umgeben sei mit goldnem Schimmer!
Erlaube mir, Sie höflichst zu bitten, inliegende M. 5 als kleine Gabe dem „Phyletischen Museum“ oder einem Ihnen am besten dünkenden Zweck gütigst übermitteln zu wollen und verbleibe mit hochachtungsvollem Gruß eine Ihnen dankbare
Dessauerin.a
a Text weiter am rechten Rand von S. 4: Erlaube mir, … dankbare Dessauerin.