Empfangen Sie meinen herzlichsten Dank für die gütige Übersendung eines Packetes mit Büchern, dessen Inhalt mir freilich für den Augenblick unbekannt ist, aber von dessen wohlgemeintem Zwecke mich zu belehren, ich vollkommen || überzeugt bin. – Beaujean‘s historisches Lexicon habe ich, noch zeitig genug, erwerben können und, werde es Ihnen von Basel einschicken. – Dieses ist das Schicksal aller guten Bücher, deren Nutzen nicht unter die Menschen kommen soll. – Dasselbe Schicksal theilt der berühmte Brief von J. J. Rousseau v. 12n Juni 1754 an| die Genfer Republik. – Seine Übersetzung ins Deutsche würde die von Ihnen aufgestellte Preisfrage über das durch das weltliche und kirchlicheRegiment mit Füssen getretene Naturrecht des Menschen nach allen Seiten auf‘s Vollkommenste lösen. –
Die feierliche Eröffnung der Pariser Weltausstellung findet am 14n April 1900 statt, wozu das mörderische Getöse der Kanonen des Südafrikanischen || Bruderkrieges die Friedensouvertüre spielen wird. – Die Statistik der täglichen Morde und Verbrechen in Paris ist in stetigem Wachsen. – Mütter bringen sich selbst und ihre Kinder um, einzelne lebende junge und alte Frauen werden des Diebstahls wegen hingemordet, um afür die bin Aussichtcgenommenen Feierlichkeiten das nöthige Geld zu besitzen. – Das Theater der berühmten Comedie française ist auch ein Raub der Flammen geworden und statt des Spazierstockes muß man djetzt einen versteckten Revolver | tragen. Freilich sieht es bei Ihnen im wissenschaftlich gebildeten Jena friedlicher aus und mit diesem Wunsche und den herzlichsten Grüssen an Sie und Ihre Frau zeichne ich, hochachtungsvoll –
Paul Rittere
a eingef.: für; b eingef.: in; c gestr.: des xxx den, eingef.: genommenen; d eingef.: jetzt e Schlußworte ("tragen […] Ritter") kopfüber auf S. 4 nachgetragen