Paul von Ritter an Ernst Haeckel, Frankfurt am Main, 22. April 1897

Frankfurt/Main

Hôtel z. Frankfurter Hof

wo ich bis zum 2n Mai 97 bleibe!

22n April 1897.

Pappianus respondit, respondit Pappianus!

Hochgeehrter Herr Professor,

Zugeschickt von Basel habe ich das Vergnügen gehabt Ihre freundliche Zuschrift v. 1n April 97 nebst der interessanten Zeitungsnotiz der Gazetta di Messina v. 15n März 97 N. 72 zu erhalten || und danke Ihnen für die angenehmen Augenblicke, welche mir das Lesen beider Gelegenheitsschriften verursacht hatte. –

Die Entwickelungslehre mit ihren gesunden Grundsätzen schreitet also wacker vorwärts und die verdummte Menschheit verdankt ihre Erlösung aus den starren Fesseln des Mittelalters Ihnen, Ihrem Geiste || und Ihrem für das Gute, Schöne und Edle warm und tief pulsierenden Herzen, was die in ernster und einsamer Stunde hervorgebrachten 70 Malerskizzen auf’s Eclatanteste beweisen. –

In Mailand hat die Entwicklungslehre insoweit Fortschritte gemacht, daß dort eine Sala di lettura eröffnet wird, || welche die phylogenetische Hygiene zur Basis haben soll. – Meine Monographie des Fusses und seiner Bekleidung ist ins Italienische übersetzt worden und in Paris soll dieselbe in Französischer Sprache erscheinen, wozu die nothwendigen Vorbereitungen von der Redaction des Echo de la Cordonnerie Moderne schon getroffen worden sind. – Im großen Kaufbazar „Bon Marche“ werden die Bestellungen nach der Monographie ausgeführt. – In diesem Winter habe ich zwei chemische Produkte aerdacht und bestellt, welche die Aufgabe haben die Gastrula des Menschen nach den bnatürlichen Verc||jüngungsmethoden der Schlange, des Adlers, des Hirschen und des Nilpferdes in Ausführung zu bringen d. h. nach der Theorie des Hippocrates die Hyperaemie ddes Blutes von der Leber und den Nieren auf die Oberfläche der menschlichen Haut zu leiten, was mir an Selbstversuchen gelungen ist. – Triumph der Lehre und Dank Ihnen ihrem Vertreter – Mit herzlichen Grüssen auch von Frl. Kucera zeichne ich, – hochachtungsvoll, –

Paul Ritter

Meine besten Grüsse an Ihre liebe Frau und Ihre liebe Tochter. ||

Ihre K. H. die Grossherzogin Sophie ist am 24n März 97 im Haag verschieden. Ich habe condolirt S. K. Hoheit, welcher durch Eglofstein danken ließ für meine treue Theilnahme.e

a eingef.: erdacht und; b eingef.: natürlichen; c letzte Worte ("Diesem Winter […] Ver") kopfüber auf S. 4 nachgetragen d eingef.: des Blutes von e Schlußworte ("jüngungsmethoden […] Theilnahme.") teils kopfüber, teils vertikal im Freiraum und an den Rändern von S. 3-4 nachgetragen

Brief Metadaten

ID
9359
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
22.04.1897
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
##
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 9359
Zitiervorlage
Ritter, Paul von an Haeckel, Ernst; Frankfurt am Main; 22.04.1897; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_9359