Paul von Ritter an Ernst Haeckel, Frankfurt am Main, 22. Oktober 1895

Frankfurt/Main

„Hôtel Drexel“

22n October 1895

Hochgeehrter Herr Professor,

Aus dem mir vor einigen Tagen zugekommenen Werke Ihrer Systematischen Phylogenie habe ich Ihren liebenswürdigen Brief v. 29n September 1895 entnommen, welchen || ich unter anderen wissenschaftlichen Mittheilungen nicht unbeantwortet lassen möchte, weil ich aus demselben die freudige Nachricht erhalten habe, daß Sie sich augenblicklich in der Gesundheit gestärkt erfühlen und zur Nachkur Ihres kranken Fussgelenkes nach Baden-Baden gereist sind. – Was die Wunde an der Fuss||sohle anbetrifft, so benutzen Sie zur Auswaschung aderselben mein 1% Carbolsäure Praeparat und die Flüggesche Myrrhen-Crême, welche bbeide in allen guten Apotheken zu haben sind. – Was Professor Virchow anbetrifft, welcher den auf der Insel Java gefundenen Schädel des pliocänen Pithecanthropus erectus cnicht weiter untersuchen wollte, so ist ja diese Frage nach der Ihnen zu || Anfang dieses Jahres zugeschickten französischen Notiz schon längst von den holländischen, englischen und französischen Naturforschern im bejahenden Sinne entschieden worden und mit der gegenwärtigen Untersuchung durch deutsche Naturforscher hat man Letzteren Eins aufspielen wollen. – Der Carnifex gloriae bei dem Triumphzug des römischen Generals Lucius Paulus, welcher dem Triumphator auf einem Wagen voraus fuhr und der Menge die Worte zurief „respice post te – hominem memento te“ – ist durch edas „Nichts“ fdes Professors glücklicher Weise, im vorliegenden Falle nicht nothwendig gewesen. – Sollten Sie Frankfurt/Main || auf Ihrer Durchreise berühren, um die orientalischen Tröpfchen Blutes fder Frankfurterinnen und die neuen Bewohner Zoolog. Gartens zu besuchen, so schreiben Sie, damit ich Ihnen ein eingeheiztes Zimmer im Hotel Drexel-Müller reserviren könnte, was mich sehr freuen würde. – Gute und bessere Gesundheit wünschend, zeichnet, mit besten Grüssen

Hochachtungsvoll

Paul Ritter

a eingef.: dersselben; b eingef.: beide; c eingef.: nicht weiter untersuchen wollte; d eingef.: des Professors; e gestr.: Professor; eingef.: das f eingef. des Professors g eingef.: der Frankfurterinnen

Brief Metadaten

ID
9350
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
22.10.1895
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
13,4 x 21,0 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 9350
Zitiervorlage
Ritter, Paul von an Haeckel, Ernst; Frankfurt am Main; 22.10.1895; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_9350