Paul von Ritter an Ernst Haeckel, Wiesbaden, 4. Januar 1888

Wiesbaden

32 Langgasse 32

4r Januar 1888

Hochgeehrter Herr Professor,

Die mir zugeschickte Broschüre über das System der Siphonophoren – ein Denkmal Ihres Genies und Ihrer unermüdlichen Schöpfungskraft – ist wieder eine neue, herrliche Errungenschaft auf dem Gebiete der phylogenetischen Zoologie. –||

Empfangen Sie auch von mir einen bescheidenen Dank für den großen Genuß, welchen ich beim Lesen Ihres schönen Aufsatzes empfunden habe. Was Sie mit dem zweischneidigen Schwerte des richtigen Beobachtens und der Kritik der Natur durch die Sinne abgewinnen, – diese Wahrheiten empfinde ich in meinem || Herzen und trage sie mit mir im Geiste herum. –Natura in minimis maxima und aus dem Kleinen ist das Große und aus dem Unvollkommenen das Vollkommene entstanden. – Die Gesetze der schöpferischen Kraft sind einfach, aihre Wirkungen mannigfaltig, aber dem irdischen Gelehrtenwuste häufig unverständlich. –|| Ins Heiligthum der Natur kann nur ein reines Herz und ein geläuterter Geist dringen! –

So geht es auf allen Gebieten des menschlichen Wissens, Wollens und Könnens. –

Ich bleibe bis Ostern in Wiesbaden und werde mich freuen Ihnen wieder einmal ins Antlitz schauen zu dürfen.

Meine herzlichen Grüße an Ihre liebe Frau u. Ihren neuen Hunde

von Ihrem ergebenen

Paul v. Ritter

a gestr.: die

Brief Metadaten

ID
9278
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
04.01.1888
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
14,1 x 21,9 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 9278
Zitiervorlage
Ritter, Paul von an Haeckel, Ernst; Wiesbaden; 04.01.1888; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_9278