Hermann Müller an Ernst Haeckel, Lippstadt, 25. Januar 1877
Lippstadt 25 Jan. 1877.
Hochverehrter Herr Professor!
Die außerordentliche Freundlichkeit, mit welcher Sie mir alle Ihre neuen Publicationen zusenden, beglückt mich in hohem Grade, und ich sage Ihnen für dieselbe meinen wärmsten Dank. Daß mir der Nachweis noch jetzt lebender Gastraeadenformen, noch dazu zugleich in solcher Mannichfaltigkeit von Arten ein epochemachendes Ereigniß ist, und daß mich die prächtigen, zu Wandtafeln sehr geeigneten Abbildungen noch überdies als Bereicherung meiner Anschauungsmittel sehr erfreuen, brauche ich Ihnen wohl kaum zu sagen. Nicht minder verpflichtet die Berichtigung meiner Vorstellung von der ersten Entwicklung der Wirbelthiere mich Ihnen zu lebhaftestem Danke.
Unter diesen Umständen bedaure ich um so mehr, in eigener Arbeit, abgesehen von den 4 Wochen Sommerferien, fast || auf Null reducirt zu sein, da ich, um meinen Kindern die wünschenswerthe Ausbildung geben zu können, jetzt noch Pensionäre zu halten und denselben täglich 2 Stunden zu opfern genöthigt bin. Noch ein paar Jahre, dann hoffe ich wieder frei aufathmen zu können.
Daß beim Bruder Fritz jetzt durch Anstellung als naturwissenschaftlicher Sammler am Museum zu Rio seiner Nahrungssorgen ziemlich enthoben ist, glaube ich Ihnen schon mitgetheilt zu haben, ebenso, daß er einen längeren Ausflug ins Hochland unternehmen wollte, von dem er gegen Neujahr zurückzukehren gedachte. Ich habe seitdem noch keine Nachricht wieder von ihma.
Mit freundlichem Gruße
Ihr hochachtungsvoll und dankbar ergebener
HMüller.
a korr. aus: Ihm