Gabriel von Max an Ernst Haeckel, München, 23. April 1915
München 23.4.915
Hochverehrtestera Herr Hofrat Ernst Häeckel!
Tief erschüttert von dem Schicksalschlag der Ihr Herz betroffen empfing ich die Anzeige vom Tod Ihrer lieben verehrten Gattin! Vor einigen Tagen war ich angeregt durch einen Aufsatz in der Umschau Wochenschrift [Nr.] 16 von Prof. Dr. Reichardtb „Seele, Hirn u. Körper“ Huschkes Werk herauszusuchen u. nachzulesen. Jetzt, wo || der Tod so große Erntefeste feiert bleibt das Erlöschen eines geliebten Lebens trotz dem Monismus ein schwerer schwer Schlag für die Angehörigen. Und doch muß man eigentlich froh sein von dieser miserablen Welt, trotz aller ihrer Naturwunder befreit zu sein! Der Vorhang fällt – müde geht man aus dem Theater und Schlaf und Vergessen erlöstc die Seele vom Schwindel Tageslicht. Auf das freue ich mich.
Mit innigster Theilnahme von mir und meiner Frau Ihr sie unbegrenzt verehrender
G Max
a korr. aus: Hochverehrtesver; b irrtüml.: Reichhardt; c korr. aus erlößt