Ambach 23.10.95
Hochverehrtester Herr Professor!
Vielleicht dachte ich richtig, als heuer das schöne Wetter so lange anhielt, daß Sie das im Zimmer gefangen sitzen recht verstimmt macht und daß diea Anfragen nach Ihrem Befinden, welche Sie aus allen Welttheilen wohl erhalten haben Sie viel zum Briefe schreiben veranläßt, ich wollte diese Arbeit nicht vergrössern. Nachdem Sie aber die Güte hatten mich in Kenntniß zu setzen wie es Ihrem verunglückten Fuße geht, freuen wir uns erfahren zu haben daß Sie mit Gehübungen begonnen haben. Nun werden Sie die Wonne des recht müde seins wieder genießen. ||
Ende Monat ziehen wir in die Stadt, die für Ernst Häckel bestimmte Leinwand bleibt erwartungsvoll hier stehen. Warum wir so lange hier geblieben sind, belehrte mich eine Abhandlung über den Sehpurpur, einfach weil alles noch grün ist und grün dem Auge so wohl thut, denn beim Menschen sind die Stäbchen der Netzhaut vorherrschend roth, complementär von grün, weil seine Ahnen in den Baumzweigen lebten.
Neulich wurde mir ein in Jena verlegtes Buch geschenkt, betitelt: „Die Schöpfung des Menschen u. seiner Ideale, von Dr. W. Haacke.“ Ich halte es für eine unwissenschaftliche || Phantasterei und das mit der Scheere geschriebene für das Beste im Buche. Sollte es Ihnen bekannt sein, so wäre ich für einige Worte Urtheil sehr dankbar, denn ich erhielt das Buch. von einer Dame, welche über meine Kritik beleidigt zu sein scheint, da würden einige Worte aus dem Munde erster Autorität mir willkommen sein. Mein Bild ist auch erwähnt und das so lange Haar getadelt. Wohl könnte ich meine Gründe dafür angeben, doch das lieber einmal mündlich. Heuer ärgert wieder ein Anthropithecus erectus (Dubois) die Leute. Nachdem Sie hochverehrter Herr Professor selbst wieder erectus sind nehmen || Sie mein Geschreibsel vielleicht nicht übel und indem wir Ihnen fortgesetzte gute Besserung von ganzem Herzen wünschen in
bekannter Hochachtung Ihr ergebenster
G. Max