Ambach 3.8.95
Hochverehrtester Herr Professor!
Von Ihrer werthen Sendung von Photographien Ihrer geehrten Familie und der Aussicht der Ehre Ihres Besuches, war ich so erfreut, daß ich sofort Hafner, Zimmermann, Schreiner, Maler etc. etc. kommen ließ um unser durch sieben Monate jährlich verlassen stehendes Landheim in einen etwas würdigeren Zustand, zum Empfang des seltenen Besuches, zu versetzen. Aber nicht ungestraft beschwört man dieses Heer herauf, man wird es schwer wieder los! In der Einsamkeit eines Fischerdorfes ist außer grünem Holz || und Fischen nichts zu haben, alles muß aus der Stadt geschafft werden. So wagte ich es nicht eher zu schreiben als bis ich ein Ende dieser Operationen ahnen konnte. Nun dämmert es daher und ich erlaube mir Ihnen hochgeehrtester Herr Professor diese Zeilen irgendwohin nach zu senden mit der Bitte es so einzurichten daß Sie zwei bis drei Tage hier vorlieb nehmen, denn eine Leinwand steht bereit auf welcher ich es versuchen will den gefeierten Naturforscher neben seinem Mikroskop zu fixiren um das Bild zu nächstem Weihnacht unter den || Christbaum Ihrer Angehörigen zu stellen. Ich glaube noch beifügen zu sollen, zu wem Sie eigentlich kommen. Ich bin geschieden und lebe hier mit meiner zweiten Frau die sie aus einigen meiner Bilder vielleicht kennen. Meine zwei Söhne und eine Tochter leben mit Ihrer Mutter eine Schiffstation weiter in meinem früheren Landhause. Also es ist ziemlich still im Hause. Wenn Sie hochverehrtester Herr Professor nach dem 20ten August der Weg über München führt beehren Sie also uns und sitzen Sie mir. Vom 24 an kommt schönes Wetter.
Noch die Bitte: Sollte an dem Ort wo Sie sich aufhalten ein Photograph sein so wäre es gut wenn Sie || sich (nur den Kopf) in drei bis 4 Ansichten, sinnend in die ferne sehend machen ließen, ohne Retousche, unaufgezogen, es mir in Couvert voraussenden, daß ich vorbereiten kann. Sollte es mir gelingen ein gutes Portrait zu machen mit interessanter Umgebung, dann erlauben Sie wol es nächstes Jahr im Glaspalast auszustellen. Bitte also mir die Freude zu machen und zu gewähren.
Den Goldrahmen zum Alalibild bitte zu behalten.
Alles Weitere in schöner Sternenacht (wie ich hoffe) auf der Veranda.
In bekannter Verehrung Ihr ergebenster
G. Max