Magnussen, Harro

Harro Magnussen an Ernst Haeckel, Berlin-Grunewald, 31. Januar 1902

Harro Magnussen Grunewald-Berlin, d 31 Jan. 1902

BildhauerDelbrück-Strasse 23.

Sehr geehrter Herr Professor!

Anliegender Brief scheint den Erweiß zu bringen, daß mein Brief an Herrn Dr. v. Ritter richtig abgefaßt war. Ich freue mich alle Befürchtungen meines Herrn Auftraggeber einstweilen beseitigt zu haben. a Inzwischen schreitet die Statuette fort und wird Ende nächster Woche wohl fertig sein. Ich hoffe dann aufgrund von Photographien die ich Ihnen sende, die erste Rate, deren ich sehr be-||nöthigt bin, zu erhalten, trotz aller eventuell von Seiten des Comites oder des Herrn Auftraggebers gewünschten Änderungen die natürlich von mir so weit wie möglich befolgt werden.

Leider ist die Kiste mit Büste und Medaillon noch nicht angekommen, auch noch nicht angemeldet, trotzdem ich von einer Frachtkiste, die ich später nach Jenab abschickte, als Sie diese hierherc, schon Nachricht an mich zurück gelangt ist.

Auf die Sitzungen in || meinem Atelier freue ich mich sehr. Ich werde Alles so vorbereiten, daß ich Sie nicht zu lange zu quälen habe. Heute war meine Frau bei Frl. Sethe, sie fand sie den Umständen nach wohl. Heute hatte ich wieder eine Karte von „Hermann“ worin er mich bittet zu seinem Geburtstage zu kommen und ihm von „seinem lieben Haeckel“ zu erzählen. Leider werde ich wegen Arbeitsfülle mir diese Reise nicht leisten können. ||

Leben Sie wohl für heute sehr verehrter lieber Herr Professor.

Ihren verehrten Damen und Herrn Dr. Schultze meine verbindlichsten Empfehlungen

Ihr dankbar

ergebener

Harro Magnussen

[Abschrift: Paul von Ritter an Harro Magnussen, 29. Januar 1902]

Frankfurt a/Main. | Frankfurter Hof

29 Januar 1902

Hochgeehrter Herr!

Ihre, als überzeugender Anhänger der Entwickelungslehre, deren Lehrer, Herr Professor Dr. Ernst Haeckel in Jena ist, an mich gerichtete liebenswürdige Zuschrift v. 28. Januar 1902 mit Ihren enthusiastischen Herzensergießungen, hat mich sehr erfreut || und einen würdigen Widerhall in meinem Herzen gefunden.

Wie die Perle eine Krankheit ihrer Hülle der Muschel ist, so ist die falsche Erziehung mit ihrer verkümmerten Weltanschauung eine sociale Krankheit unserer Zeit, welche die Entwickelungslehre, welche die wahre und || natürliche Stellung des Menschen lehrt, das einzige Heilmittel ist, ihn wieder gesund zu machen. – Glücklich ist derjenige Mensch, welcher die echte Perle auf dem Misthaufen der entarteten Menschheit zu finden weiss! Herrn Professor Ernst Haeckel in Jena gebührt die Ehre diesen Schatz mit seiner weittragenden Bedeutung als Lehrer der Weisheit und Apostel der natürlichen Wahrheit || gepflegt und zur Anerkennung gebracht zu haben. – Die Ausführung des zu seinen Ehren zu errichtenden Denkmals, Jena, welche Sie hochgeehrter Herr übernommen haben, wird auch auf Sie einen Theil seines Ruhmesglanzes fallen lassen, weshalb ich, als Stifter des Denkmals aus Ihrer geehrten obigen Zuschrift v. 28. Jan. 1902, die beruhigende Überzeugung gewonnen, daß das Denkmal 1) sobald als möglich fertiggestellt werde u. 2) unsere Zufriedenheit uns der ganzen Welt Bewunderung gewinnen möchte. Mit hoher Befriedigung Ihre Bekanntschaft auf dem Wege der Schrift gemacht zu haben, zeiche ich hochachtungsvoll

Paul v. Ritter.

a gestr.: Einstweilen; b eingef.: nach Jena; c eingef.: hierher

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
31.01.1902
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 9137
ID
9137