Zum 16.a Februar!
Allerhöchst verehrter Herr Professor!
Vor genau 25 Jahren hatte ich die große Ehre Ihnen, verehrtester Herr Professor, meinem einzigen Ideal in der lebenden Gelehrtenwelt, meinen dankenden Glückwunsch zu dem unter Ihrer Leitung in die Wissenschaft eingeführten Reich der Protisten auszudrücken. So wird es mir, Ihrem bescheidensten Verleger, denn auch heute vielleicht erlaubt sein, Ihnen zu dem neuen Abschnitt Ihres tatenreichen Lebens meine aufrichtigsten, innigsten u. herzlichsten Wünsche darzubringen.
Es pendelt ja alles in dieser labilen unbeständigen Welt u. so werden wir, d. h. die Führer u. Gemeinen der alten darwinistischen Garde, es wohl auch noch erleben, daß der augenblicklich unheimlich weit nach rechts bis in das Gebiet des Vitalismus, der Teleologie u. aller möglichen vermeintlich längst gründlich überwundenen Gespenster verirrte Pendel || wieder zurück in das lichte, klare, „reine“ Vernunftreich zurückkehren wird. Per aspera ad astra!
Vielleicht dient es Ihnen am heutigen Tage zur Erheiterung, wenn ich Ihnen ein kleines hierher gehöriges faktum berichte: Vor einigen Jahren hatte ich mit einem mir bekannten Professor der Botanik eine Diskussion über „Darwinismus“, die damit endigte, daß jener die m. E. durch die Erfahrungen eines jeden Tages immer aufs neue bestätigten Hilfshypothesen Darwins (man könnte sie besser „Axiome“ nennen) ablehnte, da er u. seine Kollegen gerade „dahinter“ seien, sie durch etwas besseres u. Haltbareres zu ersetzen. Vor wenigen Tagen hatte ich das Vergnügen, mit derselben Größe dasselbe Thema zu berühren, wobei er gestand, sie hätten einen Ersatz für jene Axiome allerdings noch nicht überzeugend formuliert, wären aber jetzt „dicht dahinter“! ||
Wie gesagt, hoffe ich, daß Sie noch die Umkehr des Pendels erleben und die ganze Kohorte unsrer Gegner für immer „weit dahinter“ lassen werden!
Mit Ihrer stets frischen u. lebendigen Parole Impavidi progrediamur verharre ich mein allerhöchst verehrter Herr Professor
Ihr in der vorzüglichsten Hochachtung u. Verehrung ergebener
Karl Alberts
Godesberg
Dürenstr. 25.
Darf ich als „P. S.“ noch erwähnen, daß ich mich Ihnen in meinem hohen Alter noch als eine Art „junger Verwandter“ empfehlen darf, insofern eines Ihrer Patenkinder, das noch dazu am 16. geboren zu werden das Glück hatte, vor nicht allzulanger Zeit der Schwager meines Sohnes wurde.
a eingef.: 16.