HAUS SCHÖNBURG, OBERWESEL A./RH., DEN 20a Februar 1884
Hochverehrtester Herr!
Besten Dank für Ihre freundliche Zuschrift, ganz insbesondere für die neu eröffnete Aussicht auf Ihren lieben Besuch, in dessen Interesse ich beinahe wünschen möchte, daß ihm noch irgend eine force majeure (etwa in Gestalt eines kaiserlich oder großherzoglich privilegierten Heilkünstlers) mit einem kategorischen Hinweis auf ein kleines romantisches stilles Rheinstädtchen, als einzig gebotene Ausspannung nach dem anstrengenden Semester den nötigen Nachdruck gebe.
Wer weiß, ob nicht Oberwesel alsdann auch in Konkurrenz mit Haeckel-Peak tritt, der, wie ich vertraue in Zukunft, als Wallfahrtsziel der Wissenden, den Adams-Pik, als Wallfahrtsziel der Gläubigen der Vergangenheit, ablösen wird.
Kösting (Frankfurt a/M, Brönnerstr. 18) wird sich sicher riesig freuen, wenn Sie ein paar freundliche Worte an ihn richten wollen. Wenn Sie mich von Ihrer Ankunft 24 Stunden || vorher benachrichtigen wollen, so werden Sie einen außergewöhnlich originellen u. interessanten Mann an diesem unsrem süddeutschen Dichter des Monismus kennen lernen, dessen Umgang – im Vertrauen – mich mehr befriedigt wie der des stillen norddeutschen Fitger, der nur fürchterlich schwer ein wenig „aus sich heraus“ zu bringen ist.
Inzwischen verbleibe ich in der vorzüglichsten Verehrung
Ihr
freundschaftlich ergebener
Karl Alberts
a korr. aus: 28