Karl Alberts an Ernst Haeckel, Wiesbaden, 15. November 1878

Wiesbaden, den 15. November 1878

Höchstfererter Herr!

Mit forliegendema Brif lasse ich 5 Exemplare – die einzigen die ich hir habe – unter Band abgehen und beordre ebensofil mit nächster Gelegenheit über Leipzig. In betreff weiteren Bedarfs bitte ich nur unbeschränkt ferfügen zu wollen.

Aufrichtig leid tut es mir, dass die französische Ausgabe sich in der lezten Stunde zu zerschlagen drot. Da wi zu befürchten stand, H. Reinwald die erforderlichen Clichés nicht bekommen konnte, so war ich gern bereit, die Herstellung der französischen Ausgabe auf eigne Kosten zu übernehmen. Es scheint mir jedoch dabei quasi Ehrensache, den Forzug eines ausschlißlichen Fertriebs in Frankreich an einen wenn auch bescheidenen Teil des geschäftlichen Risikos zu knüpfen. Unter änlichen Bedingungen habe ich auch Ferhandlungen nach andren Ländern angeknüpft u. glaube mich dabei stets frei fon dem Forwurf gehalten zu haben, mit diesen Bestrebungen eigennüzige od. gar materielle Zwekke ferfolgt zu haben. Fon einem Separatabdruck der Organ-Entwikklungen habe ich Abstand nemen zu müssen geglaubt, weil mein disbetreffender Forschlag s. Z. one Antwort fon dem damals in Frankreich || weilenden Ferfasser blieb. Ich will jedoch nicht leugnen, dass ich immer noch die rosige Hoffnung behilt, es werde demselben gefallen, zu einer gelegenen Zeit der Muße die betreffenden Artikel etwas weiter auszuarbeiten und zu ferfollständigen, so dass ich darin ein dem „Protisten Reich“ änliches abgerundetes Werk(chen) begrüßen dürfte. Auch wüßte ich mir keinen liberen Wunsch, als dass der fererte Ferfasser mir ausdrükklich gestattete, zu einer späteren, im passenden Zeit wieder darauf zurükkommen zu dürfen. Dass Si, hochfererter Herr, nun dem Kosmos und seinem Papa Darwin zu Libe eine Ausname machen und auf einmal aus der Studirstube heraustreten wollen, wird das gesammte Personal Irer Zeitschrift risig freuen und zu ewigem Danke (i. e. jedes Molekül derselben auch über seine jezigen morfologischen Grenzen hinaus) ferpflichten. Ich hätte auch außer dem forligenden Anlaß kaum gewagt, Dr. Krause zu bitten, es noch einmal bei Inen zu fersuchen. Wenn wir nur mit dem betreffenden 2/3-b Säkularfest auch zugleich etwas Dauerndes zu biten oder zu „gründen“ hätten! Mir schwebte die Idee for, unsere überall zerstreuten, oft fereinzelten, Gesinnungsgenossen zu sammeln u. inen in periodischen Zusammenkünften, nach Stat od. Provinz, di Möglichkeit gegenseitiger Anregung, sowie der „Infizirung“ weiterer Kreise zu biten. Das nun doch gewis etwas pro Darwinischen domo!? || Jedenfalls wird das Heft Anfang Februar etwa fersendungsfähig, derc Inhalt also Anfang Januar (1. – 10.) drukkfertig sein müssen. Ein Begleitschreiben, das an der Spize der Redakzion auch Ire eigne Unterschrift tragen müßte, halte ich für wünschenswert, da dem alten Herrn das Heft „als Brif“ – wenn irgend möglich – zugeschikkt werden müßte, wenn es nicht Gefar laufen soll, als βαρβαρóγλωσσος mit den andren adacta gelegt zu werden.

Aber zu lange schon habe ich, wi ich fürchte, Ire Geduld ermüdet. Ich überlasse daher alles Weitere Irem allein competenten Ermessen und bitte nur auch mich nach wi for nennen zu dürfen

in der ausgezeichnetsten Hochachtung

Ihr

ganzergebener

Karl Alberts

a korr. aus: beiliegendem; b eingef.: 2/3-; c korr. aus: der

Brief Metadaten

ID
8935
Gattung
Brief ohne Umschlag
Verfasser
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
15.11.1878
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
3
Umfang Blätter
2
Format
14,2 x 22,0 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 8935
Zitiervorlage
Alberts, Karl an Haeckel, Ernst; Wiesbaden; 15.11.1878; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_8935