Karl Alberts an Ernst Haeckel, Wiesbaden, 10. Februar 1877

WIESBADEN, DEN 10. Februar 1877

Hochverehrtester Herr!

Ihrem freundl. Wunsch gemäß sende ich Ihnen anbei eine Anzahl Prospekte und füge sogleich hinzu, dass ich die am Schluss derselben befindliche Liste der Mitarbeiter noch bis Anfang März, wo der definitive Reindruck beginnen wird, offen halte.

Es wird mir höchst angenehm sein, wenn ich noch eine recht ansehnliche Reihe von Namen alsdann noch werde beizufügen habe. Gilt es doch meines Erachtens dem zahlreichen wohldisciplinirten Heer der Gegner mit einer möglichst entwickelten u. geschlossenen Phalanx gegenüber zu treten, in der ja wohl nicht alle Flügelmänner oder gar Offiziere zu sein brauchen. Da vermutlich jene Liste nicht mehr, wie Anfangs, dazu bestimmt ist, auf dem Titel zu figuriren, so dürfen wir jetzt vielleicht weniger exklusiv mit der Conception verfahren, wenn nur ein Jeder seinen Mann steht. Wenn Sie dieser Ansicht nicht entgegen sind, hochverehrtester Herr, so würd ich Ihnen großen Dank wissen, wenn Sie mir noch einige Namen bezeichnen wollten, die wir allenfalls auch hinzuziehen könnten. (Lassen Sie z. B. die noch von Caspari || vorgeschlagenen Dr. Dodel u. Prof. Windelband – Zürich, Dr. Avenarius in Leipzig zu?)

Nächste Woche erhalten Sie auch Korrektur Ihres verehrten Beitrags, zugleich als Probedruck. Die Redaktion hat sich für den gespaltenen Satz entschieden, während ich meinte, dass bei dem Satz, wie ihn der Prospekt trägt, eine noch splendidere Ausstattung zu erzielen wäre. Ich stelle Ihnen anheim, zu entscheiden. Für den gespaltenen Satz spricht allenfalls nur, dass das Auge hier weniger angestrengte Arbeit verrichtet, wie bei der durchlaufenden Linie und eine Zeile zugleich auch einen gewissermaßen abgerundeten Gedanken enthält, während eine durchlaufende Zeile neben der erforderten größeren Muskeltätigkeit auch eine doppelte Anstrengung der Gehirnnerven erheischt. Es hat dies Alles zwar eine ungeheuer komische Seite, jedoch könnte möglicherweise von unserer ein für allemal zu treffenden Entscheidung viel abhängen. Ich bemerke noch, dass eine größere Schrift bei gespaltener Seite nicht wohl zulässig ist, da sonst zu wenig Buchstaben auf eine Zeile kommen und ein Satz außerdem zu sehr zerhackt wird.

Zum Schluss habe ich noch eine ungeheure persönliche Bitte! || Nämlich die: Sie möchten dem Verleger und Vater des ihm schon als Embryo über den Kopf gewachsenen „Kosmos“ gütigst erlauben, sich Ihnen, dem Paten und eigentlich sein geistigen Vater, in aller Ehrerbietung und in effigie vorstellen zu dürfen; hieran knüpfe ich aber auch die, dass, da doch der arme Joseph sich von dem hohen Vater seines Kindes „weder ein Bildniss oder ein Gleichniss“ machen darf, es diesem gefallen möge, mir aus eigner schöpferischer Initiative zu einem solchen dagegen zu verhelfen. Darf er hoffen?

In alter Verehrung

Ihr

ganzergebenster

Karl Alberts

Es ist Ihnen wohl nicht möglich, verehrtester Herr, mir zu den Akten des „Kosmos“ irgend eine darauf Bezug habende Zeile von Darwin – wenn tunlich dessen Zustimmung zum Titel – abzulassen? (Dass keinerlei indiscreter Gebrauch davon gemacht wird, ist selbstverständlich)

(Auf der vorletzten Zeile des Prospekts ist „sich“ zu streichen!)

Brief Metadaten

ID
8923
Gattung
Brief ohne Umschlag
Verfasser
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
10.02.1877
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
3
Umfang Blätter
2
Format
14,2 x 22,4 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 8923
Zitiervorlage
Alberts, Karl an Haeckel, Ernst; Wiesbaden; 10.02.1877; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_8923