DIREKTION
DES
SCHWEIZERISCHEN LANDESMUSEUMS
ZÜRICH, Dezember 6. 1899.
Privatsache
Hochgeehrter Herr Professor,
die leider viel zu kurze Bekanntschaft, welche ich diesen Herbst durch die Güte von Frau Prof. Lang mit Ihnen machte, berechtigt mich eigentlich nicht dazu, Ihnen zu schreiben. Ich kann aber nicht umhin, || Ihnen meine Freude über Ihr prächtiges Buch „Die Welträthsel“ auszudrücken. Ich finde darin wissenschaftlicha bestätigt, was ich mir in meinem Laiensinne, gestützt auf eigene Beobachtung und vieles Denken zurecht gelegt hatte. Ein Zweifler war ich eben von Jugend auf. Als meine selige Mutter, die eine sehr begabte und fromme Frau war, mir eines Tages von den Wundern der Schöpfung und dem || lieben Herrgott erzählte, der Alles gemacht habe, da sah ich zu ihr hinauf und fragte: Ja, wer hat denn den lieben Herrgott selbst geschaffen? Ich fürchte, daß ich meiner unvergeßlichen Mutter durch meinen Unglauben viel Kummer bereitet habe.
Ihr Weg wird Sie gewiß wieder einmal durch Zürich führen, in welchem Falle ich hoffe, daß Sie nicht vergessen werden
Ihren dankbar ergebenen
H. Angst.
a eingef.: wissenschaftlich