Baerenbach, Friedrich von

Friedrich von Baerenbach an Ernst Haeckel, Wien, 12. Oktober 1877

Wien IV Theresianumgasse 25.

12. X. 77

Hochgeehrter Herr,

in Anfang des voriges Monates hatte ich die Ehre, Ihnen mein Buch über „Das Problem einer Naturgeschichte des Weibes“ mit einem begleitenden Schreiben zu übersenden, in dem ich Sie bat, dasselbe Ihres freundlichen Urtheils werth halten zu wollen. Leider war in Pest unterm 9 vorigen Monats aufgegeben, wo ich auf der Durchreise, von den Karpathen zurückkehrend mich aufhielt. Auch habe ich Sie damals mit der Bitte belästigt, ein mitgeschicktes Exemplar desselben Werkes aus meinem Brief an die Ihnen wohlbekannte || Adresse Huxley’s befördern zu wollen. Da ich aber nach einigen Erfahrungen der jüngsten Zeit fast befürchte, die Sendung sei in Verlust gerathen, frage ich hiermit an, ob Sie dieselbe richtig erhalten und meine Bitte freundlichst erfüllt haben, da ich andernfalls Recherche einleiten möchte. Nochmals empfehle ich Ihnen das Buch, dessen ungewöhnlicher Titel Sie gewiß nicht erschrecken wird und bitte Sie, dem Verfasser Ihre freundlichen Gesinnungen zu bewahren. Vor 1878 dürfte ich kaum nach Jena kommen, dann aber – was ich zuversichtlich hoffe, desto gewisser – und freue ich mich sehr, mit Ihnen dort zusammentreffen zu können. ||

Die fatale Besprechung des Herder werden Sie wol im Kosmos gefunden, dieselbe wird aber, wie ich hoffe, Ihr freundliches, von vielen hervorragenden Gelehrten getheiltes Urtheil über die Bedeutung Herders nicht erschüttert haben die Exegese und Textkritik ist immer ein zweischneidiges Messer. Es ist nur die Frage, wer den Autor gründlicher studirt u. verstanden hat, deren Entscheidung hier nahe liegt.

Ich hoffe sehr, recht bald durch Ihre Nachrichten erfreut zu werden und bleibe nach wie vor mit herzlicher Hochachtung und Sympathie

Ihr

Friedrich von Baerenbach

 

Letter metadata

Gattung
Empfänger
Datierung
12.10.1877
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 8240
ID
8240