Basch-Zachart, Ida

Ida Basch-Zachart an Ernst Haeckel, Berlin, 17. Februar 1904

Berlin, 17. Febr. 1904.

Neue Königstr. 8

Selbst giebst Du der Welt Rätsel auf

Und glaubtest, sie zu enthüllen!

Ein Rätsel ist Deines Lebens Lauf,

Mit Staunen muß es uns erfüllen.

Denn jenem Mönch gleichst Du auf ein Haar

– Es melden’s alter Chronik Bogen –

dem durch Grübeln und Sinnen wunderbar,

Spurlos Jahrzehnte vorübergeflogen

So fördertest Du der Wissenschaft Schatz

Aus Gedankenschächten zu Tage

Und stehst noch heute an der Jugend Platz.

Doch Wirklichkeit ist das, nicht Sage.

Was schwarz auf weiß man beweisen kann,

das läßt man als Factum gelten. ||

So geistesfrisch ist kein alter Mann!

Denn, ob auch aus allen Welten

Glückwünsche Dir gelten zur „Siebenzig“,

daran will ich mich nicht kehren.

Die Chronik unserer Zeit that mich

Ja eines besseren belehren.

Ein „Zwanzigjähriger“ bist Du erst!

Durch die Wissenschaft jung geblieben.

Und ob Du Dich auch dagegen wehrst –

Im Kalender stand es geschrieben!

Mit vorzüglicher Hochachtung

Frau Ida Basch-Zachart.

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
17.02.1904
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 8084
ID
8084