Karl Bauer an Ernst Haeckel, München, 27. Mai 1912
KARL BAUER
MÜNCHEN
UNGERERSTR. 8
Pfingsten 1912
Hochverehrter lieber Herr Geheimrat!
Sie haben mir mit Ihrem liebenswürdigen Brief und dem reichen Werk eine grosse Freude gemacht, ich danke Ihnen bestens für das schoene Geschenk! Die Studien sind ebenso gut beobachtet wie organisch und künstlerisch ausgeführt, sie scheinen mir alle ähnlichen Arbeiten zu übertreffen.
Über das Befinden von Ihnen und || Ihrer verehrten Gattin freuen wir uns ab und zu Befriedigendes durch Freund Walther zu hoeren.
Natürlich würde ich Ihnen gerne bei der definitiven Aufstellung der Objekte im Phyletischen Archiv mit meinem Rat behilflich sein, doch bin ich überzeugt, hierin absolut keinen besseren Geschmack & weniger praktischen Sinn aufbieten zu koennen, als Ihr lieber Sohn, dessen traulich arrangirtes Heim diese Gabe hinlänglich beweist. –
Ich übe mich gegenwärtig viel in der Kunst || des Radierens und werde, wie ich schon Walther sagte, als erste groessere Arbeit Ihren prächtigen Kopf zu einer Studie auf der Kupferplatte versuchen.
Die kürzlich übersendete Postkarte der Aufnahme von 1910 (Bischoff. Jena) finde ich im Ausdruck besonders gelungen, wahrscheinlich werde ich aber die Profil-Studie für das grosse Gemälde zu Grunde legen.
Mit herzlichsten Grüssen von Haus zu Haus
Ihr in getreuer Verehrung
ergebener
Karl Bauer.