Karl Bauer an Ernst Haeckel, München, 3. Mai 1911
München. Rambergerstr. V.
3. Mai 1911.
Lieber hochverehrter Herr Geheimrat!
Gestern waren wir bei Ihren Lieben zum Abendessen & lasen dort mit grossem Bedauern Ihren Unfall in Ihrem eigenen Brief, was uns sehr schmerzlich berührte. Mit unserer innigen Teilnahme für den hochgeschätzten väterlichen Freund verbinden || wir den Wunsch, die Natur möge ihm mit ihren heilenden Kräften so liebevoll beistehen, wie er immer ihr mit seinen hohen, freudig ergründenden Forscherglauben begegnet ist.
Ihr letzter Brief mit der Benachrichtigung des Erfolges Ihrer Sammlungen für das Museum hat mich sehr erfreut, besonders auch die sichere, auf gesundes Befinden schliessen lassende Handschrift darin. ||
Ich bin daran, eine neue Steinzeichung nach den Zeichenstudien für das Museum fertig zu machen von Ihrer Figur bis zur Hand herunter, die den Hut hält.
Wenn ich auch noch Einiges am Mund & an den Schatten bei der Wange korrigiren muss, möchte ich doch einstweilen einen Probedruck an Sie & Ihre liebe Frau Gemahlin || abgehen lassen.
Ich werde dann in einiger Zeit mehrere verbesserte Blätter folgen lassen.
Ihnen & der verehrten Gattin, für welche der Schrecken gross gewesen sein muss, sendet
herzlichste Grüsse
Ihr getreu ergebener
Karl Bauer.