Bantleon, Wilh.

Wilhelm Bantleon an Ernst Haeckel, Stuttgart, 19. Oktober 1909

Stuttgart, 19./X.09.

Sehr geehrter Herr Professor!

Ihrem Proteste gegen den Justizmord, der an Ferrer verübt wurde, schließe ich mich voll u. ganz an. Warum taten die maßgebenden Männer, die Politiker der europäischen Staaten nichts, um die Ermordung zu verhindern? Hier wären Drohungen gegen Spanien am Platze gewesen. Sir Edward Grey wurde von der englischen Arbeiterpartei zweimal aufgefordert, Schritte für Ferrer zu tun, da er großen Einfluß hat. Ist er diesem Ersuchen gefolgt, und wenn nicht, warum nicht? Nach der unseligen Tat hat der Protest der Massen zwar einen Wert für || die a Zukunft, für die Menschheit, – allein der spanische Freidenker Ferrer, der gegen den Klerikalismus, welcher überhaupt das größte Unheil auf der Welt angerichtet hat, auftrat, dieser Mann wird nicht wieder lebendig.

Ich sehe einer geneigten Antwort, verehrter Herr Professor, mit Freude entgegen.

Hochachtungsvoll!

Dipl. Ing. Wilh. Bantleon,

Chemiker.

Schloßstr. 65 II.

a gestr.: P

 

Letter metadata

Gattung
Verfasser
Empfänger
Datierung
19.10.1909
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 7945
ID
7945