Hans Wolfgang Behm an Ernst Haeckel, Münzesheim, 18. März 1910
Münzesheim den 18.III.10.
Mein hochgeehrter, lieber Herr Professor!
Schon vor einiger Zeit schrieben Sie mir, daß ich an eine Herausgabe einer „Haeckelbiographie“ nicht herantreten soll. Nun, ich habe mir die Sache überlegt, bin aber „ungehorsam“ gewesen, ‒ habe die Arbeit nochmals genügend durchgearbeitet und auch einen Leipziger Verlag gefunden. Allerdings beträgt der Ladenpreis 4 Mrk.
Am 26. Februar hielt ich im deutschen Monistenbund einen Vortrag über Lamarck-Darwin-Haeckel, der jedenfalls im Druck erscheint.
Eines ist es, aber nun, was mich nicht befriedigt, ich rede u. schreibe von Ihren Jugendjahren, von Ihren Universitätsjahren u. s. w. ohne aber, überhaupt die Stätten aufgesucht zu haben, wo Sie studiert und als Hochschullehrer tätig waren. – ich rede u. schreibe von Ihrem lieben Jena, einer „Burg freien Denkens, freier Forschung, freier Lehre.“
Ich habe mir nun vorgenommen in der Woche || nach Ostern bei günstiger Witterung eine Reise in’s Thüringerland zu machen, eigens für den Zweck mal all das „jenasche“ kennenzulernen. So hätte ich vor allem natürlich den Wunsch, auch Sie, mein lieber Herr Professor, besuchen zu dürfen, ‒ wenn es ja auch nur einen Augenblick sein sollte, um vielleicht so manches, in Ihrer Villa wahrhaft zu sehen, von dem ich schon viel geschrieben. – und unermüdlich weiter schreiben werde.
Indem ich mit tiefstem Danke Ihrer wohlwollenden Antwort, ‒ zugleich mit freudigen[!] Hoffen entgegensehe – in der evt. eine für Sie am besten passende Besuchszeit angegeben sein wird
verbleibe mit aller Ehrfurcht und
innigster Dankbarkeit mit
herzlichem Gruß
Ihr Hans Behm
N.B. bis 22.III. noch hier in Münzesheim (Bruchsal) Baden.