Carl Becker an Ernst Haeckel, Darmstadt, 17. März 1893
Darmstadt 17 März 1893
Geehrter Herr Professor!
Seit Jahren Anhänger der monistischen Weltanschauung, habe ich seiner Zeit mit großem Vergnügen von Ihrer Altenburger Rede gelesen und mit auch jetzt Ihre Broschüre „Der Monismus“ angeschafft, deren Inhalt mein Evangelium ist. Da Sie in dieser Broschüre öfters in sehr treffender Weise unseren Dichterfürsten Göthe citirt haben, so dürfte es Sie gewiß interessiren zu erfahren, daß ein tapferer Gottesstreiter in Goethe nun endlich den „Theologen“ entdeckt hat, siehe beifolgenden Zeitungsausschnitt. Nach meiner Ansicht könnte man mit demselben Recht den Teufel (Mephisto) zum Hofprediger machen.
Sollte der Vortrag des würdigen Herrn – wie etliche seiner früheren Productionen – im Druck erscheinen, dann werde ich mir das Vergnügen machen Ihnen, verehrter Herr Professor, ein Exemplar zu übermitteln.
Neugierig bin ich wirklich, in welcher || Weise der Gottesmann aus dem offenbaren Göthe’schen Monismus Kapital für den Pluralismus zu schlagen sucht; es dürfte dies nur mit Anwendung des „Hexeneinmaleins“ gelingen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Carl Becker
Kaufmann
Darmstadt
Dieburger Str 116