Emil Bessels an Ernst Haeckel, Washington D. C., 25. März 1875

Smithsonian Institution

Washington, D. C. 25/III/75

Mein lieber Herr Professor.

Bisher habe ich beständig auf die Correcturen der „Haeckelia“ gewartet, ohne dass mir indess die Bogen zurückgekommen wären. Ich schreibe Ihnen heute lediglich desshalb, da ich beabsichtige in 6 Wochen nach der Bering-Strasse abzukutschiren, um das Material zu meiner Eskimo-Monographie zu vervollständigen. Wenn die Bogen nicht in aller Bälde fertig werden sollten, so werde ich nicht mehr im Stande sein die Correctur zu besorgen. Ist es wohl eine unbescheidene Bitte, wenn ich Sie ersuche den kleinen Aufsatz Revue passiren zu lassen? Sind Sie gewillt diess zu thun, || so möchte ich Sie bitten, die Freundlichkeit zu haben, die Parallele, die ich zwischen den Haeckelien-Colonien u. den Protobathybius zog (wenn ich nicht irre in einer Anmerkung) herausstreichen zu wollen, da mir das Ding nicht behagt. Ich dachte mir mehrmals, dass Sie die Bogen, zumal Sie mir dieselben noch im Laufe des vorigen Jahres versprachen, vielleicht abgesandt haben könnten, ohne dass mich dieselben erreicht hätten. Bei der hiesigen Postverwaltung ist Nichts unmöglich u. ich scheine Derjenige zu sein, dem das Glück immer abhold ist. So schickte ich vor mehr als ¾ Jahren einen Bericht an die geographische Gesellschaft zu Paris; von welchem mir schon nach 6 Wochen die Correcturen zugesandt wurden, die ich am selben wieder zurückgehen liess, ohne dass dieselben je Frankreich erreicht hätten. Dadurch wurde die Publication bis jetzt verzögert. Schlimmer erging es mir mit Ecker, || welchem ich eine ziemlich umfassende Arbeit über Eskimo für das Archiv für Anthropologie schickte, die ebenfalls verloren ging. Besonderer Weise kamen die Tafeln (die bereits gestochen sind) in Freiburg an u. ich muss nun den Text, von welchem ich leider keine Abschrift behielt, nochmals schreiben, was mir gerade im Augenblick nicht ungelegen kommt, da ich alle Hände voll Arbeit habe. Mein erster Quartband von etwa 400 Seiten (Physical Results) schleicht soeben durch die Presse, ihm folgt Natural History, der beinahe fertig ist u. dann als Schwanz kommt die Ethnology, ein guter Quartband mit einer Menge von Illustrationen. Die letzte Congress-Sitzung bewilligte mir 15.000 Dollars zur Bestreitung der Publicationskosten.

Meine Reise nach dem Norden wird mir die Sommer- und einen kleinen Theil der Herbst-Monaten in Anspruch nehmen. Bis November gedenke ich wieder hier zu sein. Darf ich || Sie wohl bitten Herrn v. Koch herzlich von mir zu grüssen u. ihm sagen zu wollen, dass ich ihm vor wenigen Tagen ein Buch über die Vögel Amerikas schickte? Dasselbe wurde von der Regierung publicirt u. ging durch unseren Spediteur nach Leipzig, so dass wohl mehrere Monate bis zur Ankunft desselben vergehen dürften.

Nun leben Sie recht wohl und haben Sie die Güte die jenenser Freunde zu grüssen und mein so überaus eiliges Schreiben entschuldigen zu wollen.

Ihr

treu ergebener

Emil Bessels.

Brief Metadaten

ID
7524
Gattung
Brief ohne Umschlag
Verfasser
Institution von
Smithsonian Institution
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Vereinigte Staaten
Datierung
25.03.1875
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
11,1 x 17,6 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 7524
Zitiervorlage
Bessels, Emil an Haeckel, Ernst; Washington D.C.; 25.03.1875; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_7524