Bernhardt, Lili

Lili Bernhardt an Ernst Haeckel, Wiesbaden, 31. Januar 1896

PENSIONAT BERNHARDT.

WIESBADEN, DEN 31.1.96

KAPELLENSTRASSE 32.

Hochgeehrter Herr Professor!

Verzeihen Sie gütigst, wenn ich Ihre kostbare Zeit in Anspruch nehme, um Ihnen „per Brief“ meine Cousine, Frl. Friederike Freudenberg, aus München vorzustellen. Dieselbe wird sich erlauben, Ihnen in diesen Tagen eine Petition zur Unterschrift vorzulegen und bitten Sie durch mich, dieser Zusendung Ihre freundliche Beachtung und Ihr Interesse zu schenken. Es handelt sich um eine Eingabe an den Reichstag in Sachen des Familienrechts. ||

Meine Cousine steht mitten in der Frauenbewegung, und Ihre Unterschrift zu der Petition, hochverehrter Herr Professor, würde ihr von großem Werte sein.

Ich höre von meinem Neffen, Hellmuth Freudenberg, in Leipzig, mit großer Freude, wie gut es Lisbeth geht und wie glücklich sie ist. Ihr Kindchen muß, der Beschreibung nach, herzig sein, & auch Sie, sowie Ihre Frau Gemahlin haben gewiß Ihre Herzensfreude an dem Enkelchen. Ich kann mir unsere muntere Lisbeth gut als frische || Hausfrau und zärtliche Mutter denken! Hoffentlich geht es Ihnen, verehrter Herr Professor, sowie den werten Ihrigen recht gut.

Indem ich Sie nochmals wegen meiner Belästigung um Entschuldigung bitte, bin ich

Ihre

hochachtungsvollst ergebene

Lili Bernhardt

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
31.01.1896
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 7478
ID
7478