Bergdoldt, Wilhelm

Wilhelm Bergdoldt an Ernst Haeckel, Gent, 21. September 1918

Gent am 21. im Ernting

1918.

Hochverehrter Herr Professor!

Gestern hatte ich das Glück – von Abend bis Mitternacht, darüberhinaus bis zum frühen Morgen – mit einem schaffenden Künstler zu denken, zu reden und zu empfangen. Wenn einem so der fühlbare Hauch des konkreten Geistes entgegenschwebt, wird man allwissend und allfühlend …. Ihnen wollte ich nur noch sagen, daß auch Sie wie alle Großen uns zu begeisterter Aufschau gezwungen haben und ina ihrer Geistigkeit das Vollkommene zu bewundern. ||

Und das lebhafte Fühlen persönlichen Geistes noch in bester Erinnerung kam mir heute Ihre Sendung. (vom 17.8.18)

Welche Güte, welche Freundlichkeit! Wie sollte ein so menschenfreundlicher Geistb, nicht auch ein vollendeter sein. Sogleich will ich Ihnen tief danken für Ihre mir so wertvollen Geschenke und mich in Dankbarkeit Ihren Werken immer mehrc erschliessen. – Aus dem beigefügten Artikel ersah ich noch klarer Ihre menschliche Größe. Im Gegensatz zu vielen Anderen geben Sie Ihre Sammlungen, Bücher, alles so Wertvolle – nicht unter dem Hammer, sondern der Öffentlichkeit und Wissenschaft, getreu der Jenenser Tugend, die in || Abbe einzigartig verkörpert ist. – Trotz Ihrer feinfühligen Ahnung von der Vollendung, wünsche ich Ihnen noch manches Jahr des Schauens und Schaffens.

Mit ergebenstem Gruße

Ihr Wilh. Bergdoldt stud. iur.d

a eingef.: in; b korr. aus: Geister; c eingef.: mehr; d Text weiter am linken Rand von S. 2: Abbe einzigartig… Bergdoldt stud. iur.

 

Letter metadata

Verfasser
Empfänger
Datierung
21.09.1918
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 7344
ID
7344