Bleek, Wilhelm Heinrich Immanuel

Wilhelm Heinrich Immanuel Bleek an Ernst Haeckel, Mowbray bei Kapstadt, 18. April 1871

Mowbray bei der Capstadt

18. April 1871

Lieber Ernst,

Mit dieser Post schicke ich über England an Dich ein Kistchen enthaltend

5 Flaschen Seeunthiere im Spiritus

2 Fläschchen Muscheln u. Sand vom Strande

1 Schächtelchen Muscheln.

Alles dies haben wir für Dich während des Monats März dieses Jahres in der Kalkbay, einem Theil der Falschen Bay Indischer Oceana, gesammelt. Du must uns sagen in welchem Zustande es ankommt, und was wir bei künftigen Sendungen besser machen können. Auch wirst || Du gut thun zu sagen, welche von den Sachen Dir wichtig sind, und worauf wir besonderes Augenmerk richten sollen. Wir haben dem Spiritus ein wenig Wasser zugesetzt, so daß die Dinge nicht zu sehr verhärten sollen. Es soll mich wundern in welchem Zustande sie die Linie passiren werden. – Sollteb es gar zu lang mit den Sachen werden, so kannst Du Dich an meinen Agenten in London richten.

George Thompson Esq.

150. Leadenhall Street

London EC

Es ist derselbe, dessen Travels in South Africa ein werthvolles Buch im Jahre 1827 erschien.c

Freilich wirst Du dann Englisch schreiben müssen da er kein Deutsch versteht; aber ich hoffe das Kistchen || wird bald ankommen, da ich zu seiner schleunigen Beförderung Instruktionen geben werde. – Ein Flaschenkorb in dem Kistchen enthält die Flaschen, die so wohl genügend vor dem Zerbrechen geschützt sind. Ein solcher Flaschenkorb begleitete uns auf unseren Streifzügen am Strande; ihn trug unser gütiger Buschmann. In ihm standen ein paar theilweise mit Spiritus gefüllte Flaschen, in die wir unsere Fünde sogleich hinein steckten. Auf einigen Ausflügen begleitete uns der Entomologist Roland Trimen dessen Buch über Schmetterlinge Du ja hast. Er ist auch ein Darwinianer, in Correspondenz mit Ch. Darwind und hat eben vom alten Herren sein Buch über die Abstammung des Menschen geschenkt erhaltene. Er hat versprochen es || mir zu leihen, sobald er es selbst gelesen. Du sollst darin sehr gepriesen sein, das würde Deine Eitelkeit aber jetzt schon lange wissen. Danke Dir sehr für was Du nach Bonn für mich geschickt hast. Ich werde es wohl erhalten, wenn mal eine Missionskistenbeförderung auch eine für mich bringt. – Du kannst gelegentlich das Kistchen mit dem Flaschenkorbe nach Bonn schicken. Sie könnten mir vielleicht mal einige Flaschen guten Rheinwein darin schicken. Wir haben uns sehr über die glückliche Entbindung Deiner Frau gefreut. Ich hoffe ihr u. dem Kinde geht es beständig wohl; so wie Euch allen. – Mit herzlichsten Grüßen von Jemie u. mir Dein getreuer Vetter

W. H. I. Bleek

Noch eins! Kannst Du uns eine gute Art dredging machine oder dredging net angeben, um beim Ausgehen vom Boote Thiere vom Meeresgrund zu holen?

a eingef.: Indischer Ocean; b korr. aus: Sollest; c Text eingef. am linken Seitenrand: Es ist derselbe, … 1827 erschien.; d eingef.: in Correspondenz mit Ch. Darwin; e eingef.: geschenkt erhalten

 

Letter metadata

Empfänger
Datierung
18.04.1871
Entstehungsort
Entstehungsland
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
A 7054
ID
7054