Margarete Bothe an Ernst Haeckel, Baden bei Wien, 27. Juni 1918

Baden b. Wien 27.6.18.

(Zimmer 261, Offiziersabteilung).

Garnisons-Spital 27

Mein liebster u. bester Freund!

Vor zirka 14 Tagen habe ich Ihren mir so lieben Briefe beantwortet, nun bin ich in großer Sorge wie es Ihnen ergeht. Ich will gerne hoffen, recht gut, und dass Sie noch lange Zeit haben das untere Stockwerk dort drüben zu beziehen. Nebenbei schrieb ich Ihnen, Sie sollen nicht bange sein, ich komme zu Ihnen. Ich verzichte sehr gerne auf das obere Stockwerk bei den Engeln. Was sollte ich auch dort als Ihre beste Freundin. Nebenbei liebe ich auch mehr den wärmeren Teil u. dies ist ja nur beim Teufel. Ich war wieder einige Wochen recht krank. Magen u. Darm Kartarh [!], nun ist es wieder besser.

Gestern hab ich einen herrlichen Nachmittag || bei Herrn Hofrat Dr. Dlabać verlebt. Es war auch ein Herr Benis da von dem ich Ihnen schon früher schrieb. Ein Prachtmensch. Und er liebt Sie so sehr. Wir haben gestern die Kunstformen der Natur durchgesehen so wie das liebe Buch, E. Häeckel im Bilde. H. Dlabać ist ein großer Musiker und hat einen herrlichen Bösendorfer-Flügel u. eine Geige aus dem Jahre 1738 Wert 40.000 K. Ich war glücklich so selten schöne Musik zu hören. – Dem armen Bankdirektor Tischler aus Prag geht es auch garnicht guta, es tut mir so leid, er ist ein so guter Mensch.

Ich werde wohl noch 9 Wochen hier bleiben, bin jetzt in ell Plattenbehandlung was mir sehr gut tut.||

Lieber Freund nun komme ich mit einer riesig großen Bitte, fast traue ich mich nicht, dieselbe zu schreiben. Nur die große Dankbarkeit die ich im Herzen gegen die Herren trage giebt mir den Mut, Ihnen mit dieser Bitte zu kommen. Herr Benis bat mich, ich sollte Sie liebster Freund bitten, Sie möchten so gut seien u. an Herrn Renis beiliegend die Karte mit Adresse 3 Bücher „Ernst Häeckel im Bilde“. Sie wissen schon welches Sie so gut waren mir zu schenken, an Herrn Benis zu senden. Und in alle 3 Ihren lieben Namen schreiben u. den Namen ins Erste Herrn Benis, ins 2. Hofrat Dlabać u. ins dritte Frau Anna Brodsky und unter per Nachnahme nebst Porto mit dem Preise der Bücher. Ja wollen Sie so lieb seien, ja bitte, ja bitte.||

Und mir bitte auch per Nachnahme 3 Stückb Ernst Häeckel im Bilde zusenden nach hier. Ich will es den 2 Ärtzten [!] hier geben die neulich im ärztlichen Vortrag so gut von Ihnen sprachen und denen ich meine Gesundheit verdanke. Bitte auch die Namen hinein zu schreiben Das I. Herrn Dr. Oberarzt Ritter v. Wolf. Das II. Herrn Regierungsrat Reimann. Das III. Herrn Bankdirektor Tischler in Prag. Bitte, bitte nicht bös sein, dass ich Ihnen soviel Mühe mache. Dr. Wolf will sehen dass er Ihnen Butter senden kann, nur wie? Schreiben Sie mir bitte recht bald wie es Ihnen liebster Freund ergeht, ich will ja gerne hoffen recht gut. – Wenn ich nur besser gehen könnte; aber im Herbst hoffe ich bestimmt nach Deutschland zu kommen und Ihnen einiges mitzubringen.

Hier in Baden ist es herrlich, leider habe ich wenig davon, da ich schlecht gehe.

Wie geht es der lieben, jungen Frau Else? Haben Sie mit Ihren Besuch viel Freude gehabt? In Meran sieht es leer aus nur Militär u. privat wenig zu essen. Herr Hofrat Dlabać lässt Sie herzlich unbekannter Weise grüßen auch Herr Benis u. im Voraus danken für die Mühe die Sie mit den Büchern haben werden.

Auch bitte Herrn Benis eine kl. Ausgabe die Kunstformen der Natur, Preis ist ganz Nebensache. Er wäre so glücklich wenn er es bekommen würde.c

Von mir seien Sie liebster Freund herzlich u. innig gegrüßt u. geküsst in herzlicher dankbarer Liebe

Ihre M. Bothe.d

a irrtüml.: tut; b eingef.: Stück; c weiter am Rand auf S. 3: Auch … würde.; d weiter am Rand auf S. 4: Von mir … Bothe.

Brief Metadaten

ID
6560
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Baden
Entstehungsland aktuell
Österreich
Entstehungsland zeitgenössisch
Österreich-Ungarn
Datierung
27.06.1918
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
16,0 x 21,6 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 6560
Zitiervorlage
Bothe, Margarete an Haeckel, Ernst; Baden; 27.06.1918; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_6560