Otto Borngräber an Ernst Haeckel, Stendal, 21. April 1900

Stendal (Altmark), Jacobikirchhof 10, d. 21. Apr. 00

Hochgeehrter Herr Prof.!

Anbei sende ich Ihnen das soeben erhaltene Vorwort. Da die Sache sehr eilt, weil Herr Strauß verreisen und zuvor die Sache noch zum Abschluß bringen möchte, und da ich nicht weiß, wie Sie kurz vor Semesteranfang über Ihre Zeit verfügen, so besorge ich bereits die Correktur und überlasse Ihnen nur die Revision. Es sind Fehler so gut wie keine vorhanden. Nur daß der Corrector Ihre Orthographie (wie sie das || Mscr. aufs Genaueste brachte) thörichterweise in die Puttkammersche [!] übertrug, was absolut nicht geht. Daher die vielen Striche! – Um jedoch dem Mann womöglich entgegenzukommen, ließ ich gewisse Stellen zweifelhaft und überlasse sie Ihrer Entscheidung. Denn ich entsinne mich genau, daß Sie auch zuweilen „Naturerkenntniß“ statt „Natur-Erkenntniß“ etc. schreiben. Diese zweifelhaften Stellen, mit Blei und am Rande, auf dem Schmalrande mit ? bezeichnet, sind also:

Seite V (nicht III) Naturerkenntniß, italienisch statt italiänisch

Seite VI Naturerkenntniß, Naturauffassung

[Seite] VII römischen statt Römischen ||

Seite IX italienischen, Naturauffassung

Andere Stellen wohl kaum. – Wollen Sie, bitte, falls Sie sich für die nicht dastehende Schreibart entschieden, dies am Breitrande mitangeben und die Correktur des Vorworts sobald als es Ihre Zeit erlaubt, an Pierer – Altenburg schicken. Ich wäre Ihnen überaus dankbar, wenn es noch zum Montag hinkäme.

Außerdem schreibe ich Ihnen zur Begutachtung den Schlußanhang: „Kurzer Streifblick auf den gedanklichen Teil des Dramas.“ Ich bin im Zweifel, ob ich ihn mitveröffentliche, weil er etwas lehrhaft aussieht. Doch wünscht man es allgemein. Vielleicht geben auch Sie mir Ihre Meinung

Seite 145 bis 152 schicken Sie wohl, bitte, || baldmöglichst an mich zurück, da die Druckbogen mir sehr knapp sind und die Schauspieler fast täglich darnach fragen. (An Pierer schickte ich Seite 145 bis 152 bereits über Bonn.) –

Es ist mir eine große Erleichterung, daß nun bald die Drucklegung beendet ist und ich dem Ziele einer jedenfalls guten Aufführung täglich näher komme. Weiser ist äußerst befriedigt und hofft, daß die Tragödie Epoche machen wird; sie planen 3 Aufführungen in Leipzig, 3 in Berlin, 1 in Halle. Namentlich die letztere: Brunos Auferstehung in Rom! würde mich am meisten freuen. Aber diese ist leider am fraglichsten. – Zeit und Raum gehen zuerst! Aber sie reichten auch nicht, wenn sie größer wären für das Gefühl meines Danks Ihnen gegenüber.

Ihr

Otto Borngräber.

Brief Metadaten

ID
6399
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
21.04.1900
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
4
Umfang Blätter
2
Format
11,4 x 18,0 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 6399
Zitiervorlage
Borngräber, Otto an Haeckel, Ernst; Stendal; 21.04.1900; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_6399