Wilhelm Breitenbach an Ernst Haeckel, Brackwede, 4. Januar 1913

Brackwede, 4.1.1913

Sehr geehrter Herr Professor!

Herr Franz Goerke, Director der Berliner Urania, hat mit Ihnen wegen der Herausgabe eines Bandes Kunstformen unter besonderer Berücksichtigung der Radiolarien bereits korrespondiert.

Er hat mich ersucht, die Bearbeitung des Bandes zu übernehmen und ich habe im Prinzip meine Bereitwilligkeit dazu erklärt. Ich habe nun vorgeschlagen, nicht lediglich die Radiolarien zu dem Werk zu benutzen, sondern auch andere Tierklassen, besonders niedere Tiere, zu berücksichtigen und eventuell auch Pflanzen, Blüten und mikroskopische Bilder aus dem Pflanzenreich heranzuziehen. Etwa 32 Tafeln sollen aber lediglich mit Radiolarien und anderen Protisten, mit Medusen, Siphonophoren etc. angefüllt werden und die anderen Bilder sollen in einen Anhang, resp. in den Text kommen. Sie haben mir nun schon am 8. Dez. mitgeteilt, dass Sie selbst wegen Ihres Gesundheitszustandes auf eine aktive Mitarbeit am diesem Buche verzichten müssen. Ich bedaure das natürlich auf‘s lebhafteste, möchte aber doch den Versuch machen, den Text zu dem Buche zu schreiben, da ich damit unserer Sache einen Dienst zu leisten glaube und da es auch dazu beitragen wird, Ihre Arbeiten weiter bekannt zu machen. Zunächst möchte ich nun fragen, ob Sie mir die Benutzung Ihrer verschiedenen Monographien mit den Tafeln gestatten und ob Sie es für nötig halten, wegen der Entnahme von Abbildungen auch die Erlaubnis der betreffenden Verleger einzuholen. Es sollen natürlich nicht die ganzen Tafeln benutzt werden, sondern ich würde aus Ihrem Material neue Tafeln zusammenstellen, ähnlich wie Sie es in den Kunstformen getan haben. ||

Eine nicht leichte Frage für mich ist die Beschaffung der betreffenden Werke, doch würde das ja in erster Linie Sache der Charlottenburger Verlagshandlung resp. des Herrn Goerke sein. Ich selbst besitze nur den Tafel-Band zu den Challenger-Radiolarien, den ich einmal vor Jahren in England billig erworben hatte. Für Radiolarien würde dieser ja völlig genügen. In welcher Weise die Tafeln ausgeführt werden sollen, weiß ich noch nicht, da, wie mir Herr Goerke eben schreibt, die Verlagsbuchhandlung in den nächsten Tagen sich mit mir in Verbindung setzen wird, wobei dann diese und andere technische Fragen besprochen und erledigt werden sollen. Ich muss gestehen, die Aufgabe reizt mich sehr und ich würde mich freuen, wenn der Band zustande käme. Die erste Bedingung dazu ist, dass Sie sich damit einverstanden erklären, dass wir Ihr Material benutzen können.

Mit der Bitte, mir Ihre Ansicht hierüber gefälligst bald mitteilen zu wollen, verbleibe ich [mit] freundlichen Grüssen

Ihr treu ergebener

Dr. W. Breitenbach

Brief Metadaten

ID
6123
Gattung
Brief ohne Umschlag
Entstehungsort
Entstehungsland aktuell
Deutschland
Entstehungsland zeitgenössisch
Deutsches Reich
Datierung
04.01.1913
Sprache
Deutsch
Umfang Seiten
2
Umfang Blätter
1
Format
22,2 x 28,1 cm
Besitzende Institution
EHA Jena
Signatur
EHA Jena, A 6123
Zitiervorlage
Breitenbach, Wilhelm an Haeckel, Ernst; Brackwede; 04.01.1913; https://haeckel-briefwechsel-projekt.uni-jena.de/de/document/b_6123