NEUE WELTANSCHAUUNG
MONATSSCHRIFT FÜR KULTURFORTSCHRITT …
AUF NATURWISSENSCHAFTLICHER GRUNDLAGE
REDAKTION: DR. W. BREITENBACH, BRACKWEDE I. W.
GESCHÄFTSSTELLE: STUTTGART
BRACKWEDE, 15. Februar 08
Sehr geehrter Herr Professor!
Zu Ihrem morgigen Geburtstage spreche ich Ihnen meine herzlichsten Glückwünsche aus und knüpfe an sie die Hoffnung, daß es mir noch recht oft vergönnt sein möge, sie zu wiederholen. Es war meine Absicht, Ihnen auf den Geburtstagstisch die erste Nummer unserer neuen
Zeitschrift zu legen. Seit einigen Tagen erwarte ich mit jeder Post die ersten Exemplare. Bis in diesem Augenblick sind sie aber noch nicht eingetroffen. Sobald sie ankommen, schicke ich ein Exemplar an Sie ab. || Unser neues Unternehmen findet offenbar weiten Anklang, es ist mir schon jetzt möglich gewesen, über 40 tüchtige Mitarbeiter für die Zeitschrift zu gewinnen, darunter viele Universitäts-Professoren. Ich habe bereits Stoff für mindestens 6 Hefte liegen. Meine vielen Verbindungen sind mir sehr nützlich. Wir rechnen ganz bestimmt auf einen durchschlagenden Erfolg.
Ich habe die Absicht, in unserer Zeitschrift nach und nach kleine Biographien derjenigen Naturforscher (mit Porträt) zu veröffentlichen, die sich um die Entwickelungslehre verdient gemacht haben. Wenn Sie mir in dieser Beziehung den einen oder anderen Mann nennen || wollten, den Sie außer den bekannten gern berücksichtigt haben wollen, bin ich Ihnen dankbar. Giebt es Biographisches über Lamarck und Wolff? In erster Linie denke ich natürlich an Darwin und seine nächsten Freunde, Huxley, Lyell, dann an Sie, Weismann, die beiden Müller, Nägeli, Preyer (?), Hertwig, u.s.w. Später sollen dann die Skizzen mit den Bildern als eine Art Gallerie darwinistischer Naturforscher als Sonderband ausgegeben werden.
Auch sonst habe ich noch allerlei Pläne, die aber teilweise noch erst im Werden sind. Vom Monistenbund höre ich gar nichts mehr, ein Bedauern darüber empfinde ich nicht, nachdem ich mir einen neuen, interessanten monistischen Wirkungskreis erschlossen habe. ||
Nächsten Monat spreche ich in Krefeld vor über 1000 Personen über Abstammung des Menschen mit vielen Lichtbildern.
In der Hoffnung, verehrtester Herr Professor, daß es Ihnen gesundheitlich gut geht, bin ich in alter Treue
Ihr dankbarer ergebener Schüler
Dr W. Breitenbach