DR. W. BREITENBACH
BRACKWEDE, 8. Sept. 1904
Sehr geehrter Herr Professor,
zunächst möchte ich Ihnen mitteilen, dass ich meinen Wohnsitz von Odenkirchen nach Brackwede in Westfalen verlegt habe, zugleich mit meinem Geschäft. In Odenkirchen hatten mir die Ultramontanen nachgerade das Leben so verbittert und das Geschäft so erschwert, dass ich eine passende Gelegenheit ergriffen habe, mein Geschäft, d. h. nur die Druckerei mit Zeitung, zu verkaufen. Hier habe ich in Gemeinschaft mit einem sehr tüchtigen Druckereifachmann eine neue sehr leistungsfähige Buch- und Kunstdruckerei gegründet, in der wir selbst die feinsten Drucksachen herstellen können. Die Herausgabe der Darwinistischen Abhandlungen wird Ihren Weg weiter gehen. Die Nachfrage steigt erfreulicherweise fortwährend, so dass ich nicht || zweifle, dass das Unternehmen durchschlagenden Erfolg hat. Es gehört nur Zeit und Geduld dazu, die allerdings beide Geld kosten.
Es wird Sie interessieren zu hören, daß nunmehr eine zweite Auflage meiner kleinen Geburtstagsschrift nötig wird. Es sind nur noch ganz wenige Exemplare da, und da die Nachfrage regelmäßig andauert, so bleibt nichts übrig wie eine zweite Auflage vorzubereiten. Da möchte ich Sie nun bitten mir zu sagen, ob Sie wesentliche Punkte geändert haben möchten. Oder vielleicht können Sie mir selbst einen kleinen Beitrag zu der zweiten Auflage geben. Falls Sie es wünschen, bin ich gern bereit zur Besprechung der Sache zu einer von Ihnen zu bestimmenden Zeit nach Jena zu kommen. Sie brauchen mir nur einen Tag anzugeben. Abkommen kann ich hier, da mein Teilhaber mich ja vertreten kann.
Mit Herrn A. Kröner, dem Verleger Ihrer || Lebenswunder, habe ich eine Vereinbarung folgender Art getroffen. Ihrem neuen Werke werden Prospecte meiner Sammlung beigelegt, die eine Aufzählung der bisher erschienenen Hefte enthalten und besonders auf die Biographie hinweisen, wobei einige Recensionen abgedruckt werden. Dagegen werden Prospecte Ihres Buches allen zum Verkauf gelangenden Heften meiner Sammlung beigelegt. Ich weiss nicht, ob Herr Kröner Ihnen das mitgeteilt hat, nehme es aber an. Jedenfalls wird die Nachfrage nach der Biographie infolge dieser Prospecte sich wesentlich steigern und ich möchte die zweite Auflage sobald wie möglich anfangen, und wenn eben möglich auch erweitern. Sie können sich denken, dass es mir ausserordentlich angenehm wäre, wenn ich das Wie und Wo mündlich mit Ihnen etwas besprechen könnte. So habe ich z.B. die Absicht dem Büchlein eine Liste der von Ihnen bisher veröffent-||lichten Arbeiten beizugeben, weil die meisten Ihrer Leser gar keine Vorstellung von dem Umfang Ihrer schriftstellerischen Tätigkeit haben.
Falls Sie also eine mündliche Besprechung der Angelegenheit für richtig halten, bitte ich eben um Nachricht.
Inzwischen verbleibe ich mit den besten Grüssen
Ihr allezeit
treu ergebener
Dr. Breitenbach