WILH. BREITENBACH
DR. PHIL.
ODENKIRCHEN, 13. Nov. 1893
Sehr geehrter Herr Professor!
Soeben lege ich die neueste Schmähschrift Hamanns gegen Sie aus der Hand, und ich kann nicht umhin, Ihnen zu sagen, daß ich entrüstet über dieses Machwerk bin. Dieses ewige Aufwärmen alter, längst abgethaner Geschichten scheint bei Ihren Gegnern Mode zu werden, und es ist doch nur ein geistiges Armuthszeugniß. Ganz kostbar ist in dem H‘schen Pamphlet der letzte Abschnitt auf Seite 34, wo er seine religiöse Gesinnung || in so ostentativer Weise betont und Ihnen die Rache des Himmels in Aussicht stellt. Dabei kann es Einem ja ordentlich gruselig werden! Die Stelle der Schrift ist dann doch wirklich zu albern.
Ich glaube, Sie thun am besten, das elende Machwerk vollständig zu ignoriren, der Verfasser ist doch fertig. Und den Siegeslauf der Entwicklungslehre wird er ebenso wenig aufhalten, wie es andere vor ihm vermocht haben.
Es betrübt mich diese ganze || Hamann-Affaire um so mehr, als er einer Ihrer Schüler ist, dem Sie so viel Gutes gethan haben, der sich jetzt in einer so infamen Weise gegen Sie benimmt.
Mit den besten Grüßen bin ich
Ihr hochachtungsvoll ergebenster dankbarer Schüler
Dr. W. Breitenbach