W. BREITENBACH
MASCHINEN-FABRIK
UNNA
UNNA, den 29st. November 1878
Sehr geehrter Herr Professor!
Vertrauensvoll wende ich mich an Sie in Betreff unseres Sohnes Wilhelm. Da derselbe viel Geld verschwendet, wovon uns sehr oft Kunde zukommt von den betreffenden Gläubigern, ist es uns sehr fraglich, ob er seine Zeit dem Studium oder mehr den Wirthshäusern zuwendet. Beides läßt sich wol nicht gut vereinen. Sie werden es wol nun nicht für zu anmaßend halten, wenn ich Sie bitte, uns einmal ein paar Zeilen zukommen zu lassen, worin Sie uns mittheilen, was Sie von ihm halten. Seiner Mittheilung nach haben Sie sich ihm immer sehr freundlich erwiesen, er schreibt mit großer Verehrung von Ihnen, u. wage ich darauf hin die Bitte, Sie möchten ihm mal ins Gewissen reden. Mein Mann ist nicht Willens, seinem Leichtsinn länger Vorschub zu leisten, auch wäre es unverantwortlich seinen andern Kindern gegenüber. Sieht er nun ein, daß es weggeworfenes Geld ist, was er an ihn wendet, dann muß er andere Maßregeln ergreifen, u. darüber möchten wir so gern von Ihnen ein Urtheil hören.
Mein Mann ist augenblicklich krank, u. da noch wieder diesen Morgen ein großer Mahnbrief von dort hier anlangte, habe ich mir die Freiheit genommen, Sie mit Vorstehendem zu belästigen. In der Hoffnung, daß es Ihre Zeit erlaubt, uns ein paar Zeilen zu schreiben, empfiehlt sich
hochachtungsvoll
Frau Lina Breitenbach