Wilhelm Breitenbach an Ernst Haeckel, Marburg, 31. Dezember 1877
Verehrtester Herr Professor!
Als ich noch in Jena war, hatten Sie mir auf meinen Wunsch einige Radiolarien versprochen.
Da es mir nun in meiner augenblicklichen Lage als Vaterlandsvertheidiger nicht möglich ist, mir dieselben zu holen, so möchte ich Sie freundlichst ersuchen, mir wenn eben möglich, doch einige zu senden. Ich möchte mich || gern etwas näher mit dieser reizenden Gruppe von Organismen bekannt machen, namentlich mir auch einige Zeichnungen anfertigen. Wenn ich nach Ablauf meiner Dienstzeit wieder in Jena meine Studien aufnehmen kann, so werden Sie sich überzeugen können, daß ich guten Gebrauch von dem Material gemacht habe.
Neulich habe ich auch Herrn Prof. Wigand persönlich kennengelernt, derselbe hat mir aber nicht sonderlich gefallen. || Ich besuche ziemlich regelmäßig die Zoologie beim Herrn Prof. Greeff. In dem ganzen Colleg ist bis jetzt die Descendenztheorie noch mit keinem Worte erwähnt worden. Die Entwicklungsgeschichte der Wirbelthiere wurde am Hühnchen erläutert, der Amphioxus nicht in die Betrachtung hineingezogen, nur gesagt, es sei das tiefststehende Wirbelthier.
Indem ich mit Freuden Ihrer geehrten Antwort entgegensehe, verbleibe ich mit vorzüglicher
Hochachtung Ihr ganz ergebener Schüler
Wilhelm Breitenbach
stud.rer.nat.
Herzl. Glückwunsch zum neuen Jahre.
Marburg, 31. Dez. 77.